Risikobereitschaft und mangelnde Gelassenheit bei jugendlichen Fahranfaengern: Entwicklungsverlaeufe und ursaechliche Bedingungen

In der vorliegenden Untersuchung wurden Jugendliche vom 16. bis zum 20. Lebensjahr begleitet und wiederholt zu mobilitaetsrelevanten Fragestellungen untersucht. Von besonderem Interesse in diesem Kapitel war die Herausbildung und Entwicklung eines spezifischen Fahrverhaltens bei Jugendlichen. Mit einem umfangreichen, im Jahre 1999 noch erweiterten Inventar konnten verschiedene selbstbeurteilte Verhaltenskomponenten beim Fahren erfasst werden. Diese beziehen sich auf ein eher sportlich-dynamisches Fahrverhalten beziehungsweise auf eine eher ruhig-gelassene Fahrweise und auf die Bereitschaft zu risikoreichem Fahren und Regelverstoss. Zusaetzlich wurden die subjektive Fahrkompetenz und das Selbstbild als Fahrer sowie wahrgenommene soziale Verhaltensnormen im Verkehr erfasst. Das Fahrverhalten der Jugendlichen erweist sich schon von Beginn an als positional recht stabil und relativ unabhaengig von der subjektiven Fahrkompetenz. Die Risikobereitschaft der Jugendlichen ist im Mittel sehr niedrig. Die subjektive Fahrkompetenz und ein sportliches Fahrverhalten steigen im Mittel vom 18. zum 20. Lebensjahr hin an. Die Variablen des Fahrverhaltens weisen deutliche Geschlechterdifferenzen auf. Waehrend Frauen eher ruhig und gelassen fahren, geben Maenner staerker an, risikoreich und regelwidrig zu fahren. Dieser Unterschied zeigt sich unabhaengig von der (unterschiedlichen) Fahrleistung von Frauen und Maennern. Andere demographische Variablen koennen nur wenig Varianz im Fahrverhalten aufklaeren. Es konnte gezeigt werden, dass Jugendliche, die ihr Fahrverhalten schon frueh als sportlich oder risikoreich bezeichnen, auch einer erhoehten Unfallgefahr ausgesetzt sind. Dabei wirkt die tatsaechliche Fahrleistung der Jugendlichen nur im Zusammenhang mit einer selbst als eher sportlich bezeichneten Fahrweise als Moderatorvariable. Eine hohe Risikobereitschaft beim Fahren haengt demgegenueber unabhaengig von der Fahrleistung mit einem erhoehten Unfallrisiko zusammen. Zur Vorhersage einer risikobetonten beziehungsweise einer ruhig-gelassenen und weniger sportlichen Fahrweise wurden Hypothesen ueber Beziehungen zu Persoenlichkeitsmerkmalen, individuellen Werten, fahrzeug- und technikbezogenen Einstellungen und wahrgenommenen sozialen Normen geprueft. Es konnte belegt werden, dass insbesondere das Dominanzstreben in sozialen Beziehungen ein wichtiger Praediktor fuer ein risikobetontes Fahrverhalten ist. Dies aeussert sich unter anderem im Wunsch der risikoorientierten Fahrer, mit dem eigenen Fahrzeug imponieren zu wollen, ihrem hoeheren Grad an Maskulinitaet und Gewaltbereitschaft sowie ihrer geringeren Vertraeglichkeit. Wahrgenommene Normen im Freundeskreis bezueglich einer sportlich und risikoreich orientierten Fahrweise verstaerken solche Fahrtendenzen. Die Zusammenhaenge zwischen einer risikoreichen Fahrweise und einem geringeren Selbstwert beziehungsweise einer hoeheren emotionalen Labilitaet lassen darueber hinaus vermuten, dass diese Jugendlichen besonders abhaengig von solchen wahrgenommenen sozialen Normen sind. Insbesondere Jugendliche, die sich staerker als rational-ueberlegt, weniger als emotional-impulsiv, bezeichnen, die schon frueh wenig Wert auf die Leistung eines Fahrzeuges legen, die stark humanistisch und in spaeteren Jahren auch weniger karriereorientiert sind, entwickeln in den Folgejahren tendenziell eine ruhige und gelassene Fahrweise. (A) Siehe auch Gesamtaufnahme des Buches, ITRD-Nummer D352788.

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01204602
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • ISBN: 3-8309-1244-7
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 8:03PM