FIP - Forward Inclined Position. Insassenbelastung infolge vorgebeugter Sitzposition bei leichten Heckkollisionen

Im Rahmen der vorliegenden experimentellen Grundlagenuntersuchung wurden die Unterschiede in der Bewegungskinematik und der hieraus resultierenden biomechanischen Belastungen eines Freiwilligen bei einer normalen und zwei unterschiedlich vorgebeugten Sitzpositionen analysiert. Hierbei wurde die Versuchsperson auf einem speziell entwickelten Beschleunigungsschlitten in insgesamt neun Versuchen Heckenstoessen ausgesetzt. Vorbereitend wurden unter Beteiligung von 52 Testpersonen unterschiedliche Sitzpositionen auf dem Fahrersitz eines Pkw vermessen. Zur experimentellen Versuchsdurchfuehrung wurden hieraus drei typische Positionen selektiert: Die normale Sitzposition, eine leicht vorgebeugte Koerperhaltung (FIP Ampel) und eine extrem vorgebeugte Sitzposition (FIP). Letztere wird beispielsweise dann eingenommen, wenn man einen in den Fussraum heruntergefallenen Gegenstand aufhebt. Im Rahmen von 11 Vorversuchen wurde der Beschleunigungsschlitten so modifiziert, dass die aufgezeichneten Beschleunigungssignale hinsichtlich ihres zeitlichen Verlaufs mit denjenigen einer realen Fahrzeug-Fahrzeug-Kollision uebereinstimmten. Der Anprall an den Beschleunigungsschlitten erfolgte ueber einen Autoskooter. Fuer jede ausgewaehlte Sitzposition wurden drei Versuche durchgefuehrt. Der Bewegungsablauf wurde mit einer Videokamera dokumentiert. Die technischen und biomechanischen Beschleunigungssignale von Kopf und Thorax wurden zweidimensional erfasst. Zusaetzlich wurde die Schlittenbeschleunigung redundant mit einem Unfalldatenspeicher (UDS der Firma VDO-Kienzle) gemessen. Die kollisionsbedingte Geschwindigkeitsaenderung lag zwischen 6,7 und 7,7 km/h (mittlere Geschwindigkeitsaenderung 7,3 km/h). Die Kollisionsdauern lagen zwischen 105 und 126 ms (mittlere Kollisionsdauer: 118 ms). Die mittlere Schlittenbeschleunigung lag zwischen 1,6 und 1,9 g (Mittelwert: 1,8 g). Trotz mehrerer Versuche am Tag wurden von der Testperson (maennlich, 29 Jahre) keine Beschwerden angegeben. Im Vergleich zur normalen Sitzposition lag die Anprallintensitaet der Kopfstuetze an den Kopf in den FIP-Positionen auf deutlich geringerem Niveau. Die Analyse des Bewegungsablaufs ergab, dass sich bei der vorgebeugten Sitzposition der Ruecken ueber die Rueckenlehne gleichmaessig abrollt. Fuer die forensische Begutachtung ergibt sich hieraus, dass bezueglich der Anprallintensitaet zwischen Kopfstuetze und Kopf die biomechanische Belastung bei Geschwindigkeitsaenderungen bis knapp 8 km/h bei vorgebeugter Koerperhaltung (FIP) deutlich geringer ist als bei normaler Sitzposition. Kollisionsbedingte Geschwindigkeitsaenderungen bis knapp 8 km/h wurden problemlos toleriert. (A) Ergaenztes Vortragsmanuskript anlaesslich des Weltkongresses "whiplash associated disorders", Vancouver, Kanada, 4.-11.2.1999.

  • Availability:
  • Authors:
    • MEYER, S
    • BECKE, M
    • Kalthoff, W
    • CASTRO, W
  • Publication Date: 1999

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01203001
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 7:11PM