Das Grazer Modell

Das Strassennetz der Stadt Graz ist in Vorrangstrassen mit einem Tempolimit von 50 Stundenkilometern und in ein untergeordnetes Netz mit einem Limit von 30 Stundenkilometern unterteilt. Dieses "Grazer Modell" ist seit dem 1. September 1992 in Kraft und war zunaechst als zweijaehriger Versuch geplant. Bei der Einfuehrung umfassten die Vorrangstrassen 23 Prozent des gesamten Strassennetzes. Auf ihnen wurde 75 Prozent des Verkehrs abgewickelt. Auf Druck der Bevoelkerung wurde in den Folgejahren das 30-Kilometer-Netz ausgeweitet. Das "Grazer Modell" kommt weitgehend ohne bauliche Massnahmen aus. Grosses Gewicht wurde dagegen auf die Bewusstseinsbildung gelegt und an den Einmuendungen in die untergeordneten Strassen sowie innerhalb des Netzes wurden Piktogramme angebracht. Begleitend wurden Befragungen und Geschwindigkeitsmessungen durchgefuehrt. Kurz vor der Einfuehrung waren nur 44,1 Prozent fuer die 30/50-Regelung, kurz nach der Einfuehrung im Oktober 1992 waren es schon 60,2 Prozent und noch einmal sechs Monate spaeter 72,4 Prozent. Im Juni 1994 waren es dann 77,3 Prozent. Stark gestiegen ist die Akzeptanz auch bei den Pkw-Lenkern. Vor der Einfuehrung befuerworteten sie die neue Regelung nur zu 29,1 Prozent, im Juni 1994 zu 67,8 Prozent. Die gemessenen mittleren Geschwindigkeiten aenderten sich nur minimal, naemlich von 37,1 Stundenkilometern vor der Einfuehrung auf 36,6 sechs Monate nach der Einfuehrung. Es war jedoch ein deutlicher Homogenisierungseffekt feststellbar. Die Unfaelle gingen kurzfristig im gesamten Stadtgebiet zurueck, naemlich um 18 Prozent im Jahresabstand. Vom Rueckgang waren auch Strassen ohne Senkung des Tempolimits betroffen. Seit 1997 steigen die Unfaelle in Graz wieder an, jedoch nicht im Tempo-30-Netz. Besonders bei Fussgaengern kam es zu einem bemerkenswerten Rueckgang der schwerverletzten und getoeteten Unfallopfer. Der Unfallrueckgang auf Kreuzungen war signifikant hoeher als auf Strecken. Die Fahrer gestatten sich nach wie vor eine hohe Toleranz bei der Einhaltung von Tempo 30. Nur 39 Prozent jener Lenker, die Tempo 30 befuerworten, halten nach eigenen Angaben das Limit genau ein. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD-Nummer D335887. (KfV/A)

  • Authors:
    • Schuetzenhoefer, A
  • Publication Date: 1999

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01199046
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 5:33PM