Verschwiegene Revolution

Auf dem 23. Internationalen Wiener Motorensymposium praesentierten Nutzfahrzeughersteller ihre Vorstellungen zur Zukunft des Gueterverkehrs und ihre Visionen zum Lkw. Georg Pachta-Reyhofen, Vorstandsdirektor der MAN Nutzfahrzeuge AG in Muenchen, sagt dem Gueterverkehr auf der Strasse eine grosse Zukunft voraus. Die Verlagerung Richtung Lkw wird sich seiner Meinung nach fortsetzen. Aufgabe der Nutzfahrzeugindustrie ist es laut Pachta-Reyhofen, die geeigneten Transportfahrzeuge zu planen, zu bauen und zu verkaufen. Die wichtigsten Ziele der Lkw-Entwicklung sind die Vermeidung von Leerfahrten, Umwegen und Fehlfahrten mit Hilfe der Telematik, die Verbesserung der passiven und aktiven Sicherheit sowie die Verminderung der Umwelteinwirkungen durch serienreife innermotorische Verbrennungsoptimierung. Stickoxid- und Partikelemissionen von Lkw-Motoren werden im Jahr 2020 kein Problem mehr sein. Mit der Erfuellung der Euro-5-Emissionsvorschriften werden die Lkw-typischen Schadstoffe Stickoxide und Partikel auf ein 35stel des Ausgangswertes von 1990 gesunken sein. Die EU-Grenzwerte fuer Dieselmotoren werden in einer eigenen Rubrik detailliert beschreiben. Bereits heute ist es laut Pachta-Reyhofen moeglich, einen voll beladenen 40-Tonnen-Lastzug mit 33 Liter Diesel auf 100 Kilometer zu betreiben, was bei 25 Tonnen Nutzlast einem Streckenverbrauch von 1,3 Liter pro Tonne Transportgut und Kilometer entspricht. Dass der Lkw-Verkehr Kyoto-Tauglichkeit hat, beweist die Tatsache, dass der Dieselverbrauch pro 100 Kilometer von frueher rund 50 auf 33 Liter gesenkt worden ist. Der Verbrauch kann mit den Kohlendioxid-Emissionen gleichgesetzt werden. Wenig zielfuehrend ist nach Meinung von Pachta-Reyhofen die Biotreibstoff-Initiative der EU, da auch bei Biotreibstoff Kohlenwasserstoffe verbrannt werden. Langfristig kann das Kohlendioxid-Problem nur durch den Einsatz von Wasserstoff geloest werden. Die Motoren sind dafuer laengst entwickelt und mit ihnen zu fahren, ist technisch kein Problem mehr. Da aber Wasserstoff keine Primaerenergie ist, muss sie sekundaer erzeugt werden und die grosse Chance dabei ist, dass man nicht an einen bestimmten Kraftstoff gebunden ist. Die unendliche Menge Wasser, die die Erde bietet, wird mit beliebiger Energie in Wasserstoff umgewandelt werden. Es muss nur die Frage der Einsatzenergie zur Wasserstofferzeugung geloest und die volkswirtschaftlich aufwaendige Infrastruktur fuer die Verteilung des Wasserstoffs errichtet werden. Georg Pachta-Reyhofen haelt den fahrerlosen Lkw auf den Transitrouten Europas nicht mehr fuer utopisch. Solche Systeme funktionieren zum Teil schon, es fehlt eher die geeignete Strasseninfrastruktur. Man braucht dazu mindestens dreispurige Autobahnen oder gleich eigene Lkw-Fahrspuren. Die Tonnagenerhoehung haelt Pachta-Reyhofen fuer europaeische Lkw fuer weniger wichtig als eine Anpassung der Achslast. Das Road Pricing ist nach Ansicht von Pachta-Reyhofen eine fiskalische Massnahme ohne Wirkung auf die Verkehrsanteile. In einer eigenen Rubrik resuemiert Karlheinz Lenz, Vorsitzender des Motorensyposiums in Wien und Professor an der Technischen Universitaet Wien, dass beim Symposium weder neue Antriebskonzepte, neue Treibstoffe noch revolutionaere Umwelttechniken vorgestellt wurden, sondern lediglich eine breite Palette von Einzelverbesserung. Laut Lenz wird Erdoel in den naechsten 25 bis 30 Jahren weiter dominieren. (KfV/A)

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 21-3
  • Monograph Title: Auch Oesterreich erhaelt Maut per "Mikrowelle"
  • Serial:
    • VERKEHR & UMWELT
    • Volume: 16
    • Issue Number: 3/4
    • Publisher: N. J. SCHMID VERLAG GES.M.B.H.
    • ISSN: 1019-7346

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01197065
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 4:38PM