Assistenzsysteme zur Ueberwachung des Fahrerzustandes: Moeglichkeiten und Grenzen

In der Literatur werden, je nach methodischer Herangehensweise, zwischen 2 und 10 Prozent der Strassenverkehrsunfaelle auf das Einschlafen des Fahrers am Steuer zurueckgefuehrt. Bei 25 Prozent der Alleinunfaelle ist Fahrerermuedung ein mitverursachender Faktor. Systeme zur Fahrerzustandsueberwachung stellen den ingenieurwissenschaftlichen beziehungsweise technischen Ansatz zur Eindaemmung von Verkehrssicherheitsrisiken durch Beeintraechtigungen des Fahrerzustandes dar. Der vorliegende Beitrag behandelt Systeme zur Fahrerzustandsueberwachung, die den Fahrer bei Beeintraechtigung der Fahrtuechtigkeit durch Ermuedung mit entsprechenden Warnungen oder im Extremfall auch durch einen Eingriff in die Fahrzeugfuehrung unterstuetzen sollen. Die Funktionsweise derartiger Muedigkeitswarnsysteme beruht auf einer kontinuierlichen Erfassung und Auswertung des Lidschlussverhaltens und von Fahrverhaltensdaten. Neben anderen Fahrerassistenzsystemen waren sie Gegenstand verschiedener Fragestellungen im Rahmen des EU-Projekts ADVISORS. Ein Ziel dieses Projekts war die Entwicklung und Validierung einer breit angelegten Methode zur Bewertung von Fahrerassistenzsystemen. Die im Rahmen von ADVISORS erzielten Ergebnisse zur Bewertung von Muedigkeitswarnsystemen werden dargestellt und diskutiert. Durchgefuehrt wurden Expertenbefragungen, Untersuchungen im Fahrsimulator und Literaturanalysen. Bei der Expertenbefragung wurde "Muedigkeit und Fahren" als mittelschweres Problem gesehen, wobei aber zu beachten ist, dass die Fuhrparkmanager unter den Experten darin ein schwerwiegendes Problem sahen. Die experimentelle Evaluation am Fahrsimulator brachte nur geringfuegige Unterschiede zwischen Fahrten im ermuedeten und ausgeruhten Zustand. Dabei ist jedoch zu beruecksichtigen, dass die Fahrten mit 20 Minuten sehr kurz waren. Die Ergebnisse der Befragung der Teilnehmer deuteten auf eine hohe Akzeptanz des Muedigkeitswarnsystems hin. Systematische empirische Untersuchungen zu langfristigen Aenderungen beziehungsweise Anpassungen des Fahrerverhaltens als Reaktion auf das Fahren mit einem Muedigkeitswarnsystem sind nicht verfuegbar und wurden auch im Rahmen von ADVISORS nicht durchgefuehrt. Ueberhoehtes Vertrauen in die Systemfunktion koennte zur Vernachlaessigung der eigenen Ueberwachung des Zustandes durch die Fahrer fuehren. ADVISORS kam zum Ergebnis, dass bei einer Einfuehrung von Muedigkeitswarnsystemen die Zahl der Unfaelle um etwa 15 Prozent reduziert werden koennte. Dabei wurde davon ausgegangen, dass es sich um ein reines Warnsystem handelt, also ein aktiver Eingriff in die Fahrzeugfuehrung durch das System ausbleibt. Zur Realisierung des Sicherheitsgewinnes sollte entsprechend den Empfehlungen von ADVISORS mit einer Implementierung von Muedigkeitswarnsystemen im Bereich des gewerblichen Verkehrs, insbesondere des Lkw-Verkehrs, begonnen werden. Vom Vorhandensein marktreifer Systeme kann etwa ab dem Jahr 2006 ausgegangen werden. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD D346987. (KfV/A)

  • Authors:
    • GELAU, C
  • Publication Date: 2003

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01193659
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 3:15PM