Untersuchung des Blickverhaltens in Abhaengigkeit von Strassenanlage und Verkehrsgeschehen

Unfallrekonstruktionen zeigen vielfach auf, dass Informationen ueber den Bewegungsraum, ueber Fahrzeuge und Personen nicht immer ausreichend wahrgenommen oder nicht beachtet werden. Informationsaufnahme kann vereinfacht als Regelkreis, der aus Informationsverarbeitung und Aktion besteht, beschrieben werden. Mit Zunahme der Informationsdichte steigt die Notwendigkeit zur Selektion und damit die Gefahr, dass relevante Informationen, insbesondere aus der Peripherie des Gesichtsfeldes, nicht wahrgenommen werden. Die visuelle Informationsaufnahme von Kraftfahrern laeuft nach folgendem Schema ab: 1. Peripheres Wahrnehmen; 2. Blickzuwendung und eventuell erforderliche Akkomodation; 3. Foveales Wahrnehmen und Erkennen und 4. Entscheidung und eventuelle Reaktion. Staendig abwechselnde Folge von Sakkaden, Fixationen und gleitenden Augenfolgebewegungen kennzeichnen dabei das Blickverhalten. Gutes Sehen ist nur in einem Bereich von einem bis 1,5 Grad gegeben, im peripheren Gesichtsfeld ist kein Scharfsehen moeglich. Die Unterscheidung nach leichten und schweren Verkehrssituationen oder nach solchen mittlerer Komplexitaet ergibt sich aus den Anforderungen der Informationsaufnahme und der Fahrzeugbedienung. Blickverhaltensforschung stellt einen wesentlichen Baustein zur Erforschung von physiologischen Unfallursachen dar. Sie liefert neue Erkenntnisse fuer die Unfallaufklaerung und Unfallrekonstruktion hinsichtlich menschlicher Leistungsgrenzen. Am Ludwig-Boltzmann-Institut fuer Verkehrssystemanalyse, interdisziplinaere Unfallforschung und Unfallrekonstruktion wurde das View-Point-System zur Registrierung, Auswertung und Analyse von Blickbewegungen entwickelt. Mit dem Blickerfassungsgeraet - eine Messbrille mit zwei CCD-Kameras - werden Blickzuwendungen auf einzelne Objekte und Gegenstaende genau aufgezeichnet. Das gesamte Blickverhalten wird durch umfassende Analysen und detaillierte Untersuchungen eindeutig dokumentiert. Es sind dadurch exakte Aussagen ueber Blickzuwendungen, Blickverbindungen, Blickabsenzen, oder auch ueber bestehende Komplexitaeten von Blickabfolgen moeglich. Umfassende Forschungen mit verschiedenen Probanden zeigen, dass gleiche Verkehrsablaeufe, aehnliche Strassenanlageformen bei aehnlich gelagerten Fahrerroutinen gleiche Blickstrategien und Blickabfolgen nach sich ziehen. Aus den Ergebnissen ist beweisbar, dass im praktischen Verkehrsablauf physiologische Leistungsgrenzen der Informationsaufnahme oftmals ueberschritten sind, so dass vielfach im sehphysiologischen Grenzbereich gefahren wird. Abschliessend werden Beispiele aus den Blickverhaltensuntersuchungen praesentiert, und zwar fuer folgende Verkehrssituationen: 1. Komplexe Kreuzungssituation im Ortsgebiet; 2. Radfahrer in gleicher Richtung und entgegenkommende Fahrzeuge im Freiland; 3. Weitlaeufige Rechtskurve im Freiland; 4. Blickverhalten bei Ampelanlagen und 5. Blickverhalten bei Autobahnbaustellen. Die Beispiele sind mit Fotos und Grafiken illustriert. Es erfolgt jeweils die Beschreibung der Ausgangssituation und der Blickabfolge sowie eine Interpretation und Bewertung des jeweiligen Blickverhaltens. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD-Nummer D346772. (KfV/A)

  • Availability:
  • Corporate Authors:

    Donau-Universitaet Krems

    ,    

    OEAMTC Akademie

    ,    
  • Authors:
    • PFLEGER, E
    • LINAUER, M
  • Publication Date: 2001

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01191210
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 3-901876-10-3
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 2:27PM