Aggression junger Verkehrsteilnehmer. Gedanken zu einem alten Problem mit neuen Qualitaeten

Der Fahrstil im heutigen Strassenverkehr ist kurioserweise aggressiver und demonstrativer geworden, obwohl das Auto eigentlich laengst den Nimbus der Exklusivitaet eingebuesst hat. Frueher war mit dem Auto auch ein sozialer Aufstieg verbunden. Das Auto wurde angeschafft, wenn man es zu etwas gebracht hatte. Heute ist das Auto bei jungen Leuten nicht mehr der vorgezeigte Lohn fuer erfolgreiche berufliche Bemuehungen, sondern das Mittel zum Zweck der Definition der eigenen Person und Lage. Die Identifikation mit dem Fahrzeug ist nicht minder stark als in der Seele des 50er-Jahre-Fahrers, sie ist nur von anderer Qualitaet: Man sieht im Auto so etwas wie ein soziales Rettungsboot, ohne das man in den Abgrund der sozialen Vereinsamung stuerzen wuerde. Es werden Opfer ueber Opfer gebracht, um durch die rein konsumptive Nutzung von imposanten technischen Geraeten wie Handys, Autos oder aehnlichen Dingen nicht vorhandenes soziales Prestige zu substituieren, um fragile soziale Bindungen zu halten, um Macht zu demonstrieren, von der man in Wirklichkeit weit entfernt ist. Das zunehmend aggressive Fahrverhalten junger Maenner und Frauen ist nach all diesen Ueberlegungen der Ausdruck einer tiefen und sehr weitreichenden soziooekonomischen Armut und Verunsicherung.

  • Authors:
    • KNUR, F J
  • Publication Date: 2001

Language

  • German

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Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01189518
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 1:36PM