Kapitel 6 - Cannabis und Fahrtuechtigkeit. Ergebnisse der experimentellen Forschung

Neben den Resultaten epidemiologischer Forschungen sind die Ergebnisse experimenteller Studien die zweite wesentliche Quelle zur Einschaetzung von Gefahren der Cannabiswirkung fuer die Verkehrssicherheit. In experimentellen Studien nehmen freiwillige Probanden Cannabis ein und fahren anschliessend ein Fahrzeug und/oder absolvieren eine Aufgabe an einem Fahrsimulator und/oder Leistungstests, die Relevanz fuer die Fahrtuechtigkeit haben, unter definierten Bedingungen. Der vorliegende Beitrag fuehrt eine Metaanalyse veroeffentlichter experimenteller Studien durch. Diese bildet die Grundlage fuer eine Synopse ueber Art, Intensitaet und Dauer von fahrrelevanten Leistungseinschraenkungen nach Cannabiskonsum. Die Metaanalyse basiert auf 66 Studien, in denen Cannabis geraucht, und auf 21 Studien, in denen Cannabis oral eingenommen wurde. Unter den 761 Leistungsbefunden der ersten Gruppe waren lediglich 3 Befunde nach Cannabiskonsum signifikant verbessert, waehrend 50 Prozent signifikante Einbussen zeigten. Am haeufigsten sind das Tracking und die psychomotorischen Leistungen eingeschraenkt. Dies gilt auch bei oraler Cannabisaufnahme. Die Aufmerksamkeitsleistungen sind bei oraler Zufuhr jedoch weniger betroffen. Die Tatsache, dass sowohl nach Rauchen als auch nach oraler Cannabisaufnahme erhebliche Leistungseinbussen nachgewiesen wurden, macht deutlich, dass nach Cannabiskonsum in Abhaengigkeit von der aufgenommenen Dosis und der Zeitdifferenz zwischen Konsum und Fahrt alle fahrrelevanten Leistungen beeintraechtigt werden koennen. In der ersten Stunde nach Rauchbeginn sind dosisunabhaengig und 60 bis 90 Minuten nach oraler Aufnahme von hoeheren Dosen sehr deutliche Leistungseinschraenkungen experimentell nachzuweisen, die viele fahrrelevante Leistungen betreffen. In der zweiten und dritten Stunde nach Rauchen und bis einschliesslich der dritten Stunde nach oralem Konsum sind die Prozentsaetze der Leistungsdefizite gegenueber den Zeiten maximaler Leistungsausfaelle deutlich reduziert. Sie sind jedoch noch immer nicht unerheblich. Sowohl beim Rauchen als auch bei der oralen Cannabisaufnahme liegen fuer mehr als 3 Stunden nach dem Konsum nur noch wenige Studien vor. Bei entsprechend vorsichtiger Analyse dieser Studien deutet sich fuer geringere Dosen ein schneller, weiterer Rueckgang der Leistungsdefizite an. Fuer hoehere Dosen, die in der Praxis ueblich sein duerften, sind auch mehr als 3 Stunden nach dem Konsum noch Leistungsdefizite nachgewiesen. Eine auch nur annaehernd genaue zeitliche Eingrenzung ist wegen der Seltenheit von Untersuchungen und der fehlenden zeitlichen Kontinuitaet nicht moeglich. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD-Nummer D346347. (KfV/A)

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01188712
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 3-437-21486-1
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 1:21PM