Radverkehrsförderung 3.0. Barrierefrei, netztransparent, digital. Konzeptionelle Folgerungen aus 30 Jahren Beobachtungen und Forschung (nicht nur) in der Region Lüneburg. Teile 1 - 2

In Teil 1 wird die Entwicklung der Radverkehrsförderung in Deutschland anhand von drei Stadien nachgezeichnet: Während zunächst das Ziel die Separierung der Verkehrsarten war, um Radfahrer zu ihrer eigenen Sicherheit vom zu beschleunigenden motorisierten Verkehr abzutrennen, kam es infolge von Ölpreisschock und den erkannten Umweltauswirkungen des Verkehrs zu einem Umdenken. Radfahren wurde nun als stadtadäquate Fortbewegungsform erkannt, doch die Verkehrsplanung änderte sich kaum. Während man beispielsweise in den Niederlanden Radfahren frühzeitig als Teil nachhaltiger Stadtentwicklung begriff, setzte man in Deutschland die als vorbildlich erkannten Regelungen schrittweise durch entsprechende Änderungen der Straßenverkehrsordnung und der Planungsrichtlinien um. Kennzeichnend für die heutige Situation sei die andauernde Konzentration auf (teure) bauliche Infrastrukturen, während die vielen Netzmängel in Form verkehrsrechtlicher und physischer Hindernisse, die das Fortkommen von Radfahrern behinderten, kaum angegangen würden. Gefordert werden eine flächendeckende Netzdurchlässigkeit sowie Barrierefreiheit für Radfahrer. Radfahrern, die sich an ihre legalen Nutzungsrechte halten, sollten komfortable Routen angeboten und diese entsprechend ausgeschildert und kommuniziert werden. Teil 2 befasst sich insbesondere mit der digitalen Navigation von Radfahrern, attraktiven Radrouten sowie der nötigen Weiterentwicklung der Radverkehrsförderung und -planung. Berichtet wird zu Erfahrungen aus einem Lüneburger Projekt, bei dem man sich mit der Erfassung von Daten zu Radschönrouten in OpenStreetMap befasste. Festgestellt wird, dass die Methodik der Radverkehrsplanung angepasst werden müsse. Bei der Planung müsse neben den Radweganlagen entlang der klassifizierten Straßen auch eine Blickerweiterung in die Fläche stattfinden, es brauche Flexibilität für lokale Anpassungen, ohne grundsätzliches Festhalten an allen planerischen Mindestvorgaben, bei der Routenkonzeption müsse man sich auf den Kurz- und Mittelstreckenbereich konzentrieren und maßvolle Abweichungen von direkten Achsen in Kauf nehmen, sofern mehr Siedlungen angebunden werden könnten. Außerdem gelinge Radstreckenplanung besser, wenn die im Freizeitverkehr gesuchten Qualitäten zur Planungsgrundlage von Alltagsrouten würden. Damit könne man zwar nicht gewohnheitsbestimmtes Verhalten bei der Verkehrsmittelwahl verändern, aber durch flächige Herangehensweise bei der Planung, Beseitigung von Barrieren, geeignete Erhebungsformen zur Ermittlung von Radrouten, mehr öffentliche Information und Werbung sowie durch die Beteiligung von Radfahrern als aktive Planungspartner könnte die Radverkehrsförderung auf ein neues Niveau gehoben werden.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: Figures; References; Tables;
  • Pagination: pp 20-3&16-20
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01778379
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jul 29 2021 12:08PM