Autobahn-Tempolimit: Unfallpräventive Wirksamkeit

Es wird der Frage nachgegangen, ob angesichts der aktuellen Verkehrssicherheitslage die unfallpräventive Wirksamkeit einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen zu vernachlässigen ist beziehungsweise ob örtlich begrenzte Tempolimits und eine Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen im Sinne der Verkehrssicherheit als ausreichend zu bewerten sind. Wissenschaftlich eindeutig ist, dass hohe Geschwindigkeiten sicherheitsabträgliche Effekte haben, was auch seit 1978 seitens des Gesetzgebers durch die "Verordnung über eine allgemeine Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen und ähnlichen Straßen" zum Ausdruck kommt. Seither haben die verbesserte Verkehrsinfrastruktur, der Ausbau der medizinischen Versorgung und des Rettungsdienstes, die technische Sicherung des Straßennetzes und der Fahrzeuge einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Getöteten- und Verletztenzahlen geleistet. Beunruhigend bleibt, dass die Anzahl der Schwerstverletzten seit Jahren stagniert. Dies werfe die Frage auf, ob hier nicht die Intensivmedizin Folgen kompensiere, die unter Umständen einem fehlenden Tempolimit anzulasten seien. Angesichts der Halbzeitbilanz zum Verkehrssicherheitsprogramm stelle sich des Weiteren die Frage, ob nicht ein generelles Tempolimit genau die Einzelmaßnahme darstellen könnte, um bessere Fortschritte bei Reduktion der Getötetenzahlen zu erreichen. Statistisch stellen sich Autobahnabschnitte ohne Geschwindigkeitsbegrenzung unfallträchtiger dar als geschwindigkeitsbegrenzte Autobahnabschnitte, was im Hinblick auf das Unfallgeschehen mit ihrem größeren Anteil am Autobahnnetz zusammenhängt. Dies zeige, dass eine pauschale Kategorisierung in "sichere" Autobahnabschnitte (ohne Geschwindigkeitsbegrenzung) und "nicht sichere" Autobahnabschnitte (mit örtlichem Tempolimit) aufgrund des Risikofaktors Geschwindigkeit so nicht erfolgen könne. Auch wenn das Prinzip der Richtgeschwindigkeit keine deutlichen Defizite und Deutschland im europäischen Vergleich keine beunruhigende Unfallstatistik aufweise, so habe sich bisher für kein Land die Einführung eines generellen Tempolimits im Vorher-Nachher-Vergleich als negativ herausgestellt. In Deutschland bestehe eine Forschungslücke, da aktuelle, ergebnisoffene Wirksamkeitsstudien fehlten, sich jedoch alle bekannten früheren Studien im Ergebnis eindeutig für ein Tempolimit aussprechen. Erstrebenswert im Sinne der Unfallforschung seien daher Forschungsprojekte auf Bundesebene, die sich mit der objektiven Erhebung der unfallpräventiven Wirksamkeit eines Tempolimits auf Autobahnen befassen.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: Figures; References;
  • Pagination: pp 283-9
  • Serial:
    • Verkehrsdienst
    • Volume: 63
    • Issue Number: 11
    • Publisher: Verlag Heinrich Vogel, Springer Fachmedien München GmbH
    • ISSN: 0341-4388

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01709849
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jul 1 2019 9:38AM