Elektrofahrzeug und Verbrenner im Umweltcheck. Chancen fuer den Klimaschutz und umweltpolitische Herausforderungen

Genauer untersucht wird die Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen und Verbrennern. Dabei wird der gesamte Lebensweg des Fahrzeugs wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Bei Verbrennern werden die Umweltwirkungen vor allem durch die Emissionen am Auspuff verursacht, diese stehen daher auch im Fokus der derzeitigen Bewertung und Regulierung von Pkw. Bei Elektroautos entstehen dagegen keine Emissionen am Fahrzeug, sondern bei der Strombereitstellung durch fossile Energietraeger und zudem auch bei der Fahrzeugherstellung, insbesondere aufgrund der Batterien. Die Fokussierung einer Klimabilanz auf den CO2-Ausstoss am Auspuff greift also fuer einen Umweltvergleich zu kurz, der gesamte Lebensweg eines Fahrzeugs muss betrachtet werden. Dieser Ansatz einer Oekobilanz (Life-Cycle Assessment, LCA) schliesst die Herstellung und Entsorgung des Fahrzeugs inklusive Gewinnung und Verarbeitung der benoetigten Rohstoffe ebenso ein wie die Energiebereitstellung und deren Emissionen. Fuer die Nutzungsphase muss dabei auch ein realitaetsnaher Kraftstoff- und Stromverbrauch beruecksichtigt werden. Eine deutlich bessere Klimabilanz haben Elektro-Pkw erst bei staerkerer Nutzung von erneuerbarem Strom. Der Vorteil eines lokal emissionsfreien Betriebs, also einer Luftschadstoffentlastung der Innenstaedte bleibt jedoch auf Seite des Elektrofahrzeugs und vor allem gegenueber dem Diesel-Pkw relevant. Angesichts der ambitionierten Klimaschutzziele muss die Treibhausgasbilanz sowohl bei Verbrennern als auch bei Elektroautos verbessert werden. Die politischen Herausforderungen sind also mittelfristig zweifach: Die Treibhausgas-Emissionen der heute dominierenden Verbrennungsmotoren muessen auch im Realbetrieb deutlich gesenkt werden. Parallel muessen aber auch die Weichen fuer einen Systemwechsel der Antriebe im Verkehr gestellt werden, denn das Potenzial zur Effizienzsteigerung konventioneller Antriebe ist begrenzt und reicht nicht um die langfristigen Klimaschutzziele zu erreichen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Nutzung erneuerbar erzeugten Stroms, der sich mit der Energiewende zu einem wichtigen Primaerenergietraeger entwickeln wird und auch im Verkehrsbereich nutzbar gemacht werden muss. Batterieelektrische Fahrzeuge haben hier den Vorteil, dass etwa 75% der elektrischen Energie auch am Rad des Fahrzeugs ankommen, waehrend bei Brennstoffzellenfahrzeugen dieser Anteil, durch den Zwischenschritt der Elektrolyse, bei nur etwa 30 % liegt. Die direkte Speicherung von Strom in einer Fahrzeugbatterie stellt also die effizienteste Einsatzmoeglichkeit erneuerbarer Energie im Verkehrsbereich dar. Um die CO2-Emissionen durch Pkw effektiv zu reduzieren ist spaetestens ab 2025 eine weitere Verschaerfung der Zielwerte oder Aenderung der Rahmenbedingungen notwendig. Einzelne oder auch eine Kombination der angesprochenen Massnahmen koennten nach 2025 den Systemwechsel hin zu elektrischen Antrieben beschleunigen und sicherstellen, dass hocheffiziente Verbrennerfahrzeuge dort zum Einsatz kommen, wo Elektrofahrzeuge die Mobilitaetsbeduerfnisse der Kunden noch nicht erfuellen koennen.

  • Availability:
  • Authors:
    • Helms, H
    • Joehrens, J
    • Lambrecht, U
  • Publication Date: 2016-9

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: Figures; References;
  • Pagination: pp 14-7
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01640827
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jul 10 2017 9:21AM