Gewerkschaften und nachhaltige Mobilitaet

Obwohl oekologische Probleme zunehmend als soziale Fragen verstanden werden, spielen ArbeitnehmerInneninteressenvertretungen – und insbesondere Gewerkschaften - in der aktuellen Diskussion zur sozialoekologischen Transformation eine relativ geringe Rolle. Auch in klimapolitischen Strategien werden die Interessen von ArbeitnehmerInnen oft nur am Rande thematisiert, primaer wird der Blick auf gesamtgesellschaftliche oder individuelle Aspekte gerichtet. Vor diesem Hintergrund hat das Forschungsprojekt „Trafo-Labour“, das vom Klima- und Energiefonds finanziert und aktiv von Gewerkschaften und Arbeiterkammern begleitet wurde, die Rolle von ArbeitnehmerInneninteressen in der Gestaltung einer sozialoekologischen Transformation bzw der Umwelt- und Klimapolitik in den Mittelpunkt gestellt und analysiert. Ein Schwerpunkt des Projekts beschaeftigt sich mit der Auseinandersetzung der Gewerkschaften mit nachhaltiger Mobilitaet. Die Frage der Mobilitaet ist sowohl aus oekologischer Sicht – vor allem wegen der mit der aktuellen Dominanz fossiler Treibstoffe im Verkehr verbundenen klimaschaedigenden Emissionen – als auch aus sozialer Sicht ein zentrales Aktionsfeld, wenn es um eine Dekarbonisierung der Wirtschaft geht. Aus Sicht der ArbeitnehmerInteressenvertretung ist Mobilitaet kein Selbstzweck, sondern dient als Mittel zur Erfuellung dahinter liegender Grundbeduerfnisse. Wer nicht mobil ist, kann am sozialen und oeffentlichen Leben kaum teilnehmen. Neben der Frage der Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes geht es auch um soziale Kontakte, Nahversorgung, Bildung, Erholung und um Lebensqualitaet. Daraus ergibt sich das besondere Interesse der Gewerkschaften an leistbarer Mobilitaet fuer alle und der Betonung des Oeffentlichen Verkehrs als wichtiger Aufgabe der oeffentlichen Daseinsvorsorge, wobei der Fokus der Gewerkschaften immer auch auf den Arbeitsbedingungen und Arbeitsplaetzen der Beschaeftigten im Verkehrssektor liegt. Angesichts der sich aendernden nationalen und internationalen Rahmenbedingungen, die einerseits die Liberalisierung aller Verkehrsdienstleistungen bzw des gesamten Verkehrssektors vorantreiben und die Rolle des Staates in der Daseinsvorsorge einschraenken, und andererseits eine Oekologisierung des Verkehrs und damit eine voellige Neuorientierung einer auf fossilen Energietraegern basierenden Wirtschaftsweise erfordern ohne soziale Konsequenzen fuer die betroffenen ArbeitnehmerInnen einerseits und jene Bevoelkerungsschichten, fuer die alternative Mobilitaetsarten entweder nicht verfuegbar oder nicht leistbar sind, zu bedenken oder Loesungen dafuer anzubieten, haben sich auch die Herausforderungen fuer die ArbeitnehmerInneninteressenvertretung massiv veraendert. Die Studie macht deutlich, dass sich die oesterreichischen Gewerkschaften dieses Wandels zwar bewusst sind und mittlerweile eine zumindest implizit nachhaltige Mobilitaetspolitik verfolgen. Aber sie zeigt auch, dass fuer die Zukunft ein Begriff von Mobilitaet erforderlich ist, der die soziale und die oekologische Dimension noch besser zusammenfuehrt.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Digital/other
  • Features: Figures; References;
  • Pagination: 77S
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01638247
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 978-3-7063-0672-0
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jun 21 2017 9:38AM