Strategie zur konfliktarmen Bauabwicklung im Tunnelbau

Die Herstellung von Tunnelbauwerken wird wegen fortschreitender bau- und verfahrenstechnischer Entwicklungen zunehmend komplexer und komplizierter. Bei der Bauabwicklung koennen sich daher vielfaeltige Konfliktpotenziale ergeben. Vor diesem Hintergrund werden die moeglichen Konflikte behandelt und versucht, eine Strategie zur konfliktarmen Bauabwicklung bei Tunneln zu entwickeln. Ein Hauptkonfliktpotenzial beim Tunnelbau liefert nach wie vor das Risiko der richtigen Einschaetzung des Baugrunds, dies gilt insbesondere in geraete- und verfahrenstechnischer Hinsicht. Konventionelle bergmaennische Vortriebsverfahren koennen in aller Regel flexibel auf wechselnde Baugrund-Bedingungen reagieren. Beim Vortrieb mit Schildmaschinen ist das jedoch ueberhaupt nicht, oder nur mit grossem finanziellen Aufwand moeglich. Die Risikopotenziale und moegliche Stoerfaelle muessen moeglichst schon in der Planungsphase analysiert werden. Dabei ist der gesamte Herstellungsprozess des Tunnels als industrieller Fertigungsprozess aufzufassen. Die durchzufuehrende risikoorientierte Analyse muss Informationen zu allen maschinen- und verfahrenstechnischen Problembereichen liefern. Diese Analyse bildet die Grundlage fuer die Anforderungen an das Bauverfahren. Vertieft werden sollte die Kenntnis der Problembereiche durch Stoerfallanalysen hinsichtlich der verfahrens- und geraetetechnischen Aspekte. Empfehlenswert ist die Festlegung eines projektspezifischen Baugrundmodells, da es das Konfliktpotenzial durch angepasste Risikoverteilung wesentlich verringern kann. Auf der Basis des Baugrundmodells erfolgt dann die Auswahl des Vortriebs- und Ausbaukonzepts einschliesslich der anzuwendenden Messtechnik und der Ueberwachungsverfahren. Alle bisher angewendeten Bauvertragsmodelle basieren auf einer Ausschreibung, die aus der Prognose der Untergrundverhaeltnisse entwickelt wurde. Aendern sich bei der Ausfuehrung die Baugrundverhaeltnisse, so bietet das bei unzureichender Vertragsbasis ein hohes Konfliktpotenzial hinsichtlich der Verguetung. In der Vergangenheit wendete man ueberwiegend pauschalisierte Leistungsbeschreibungen an, die wenig flexibel und daher konflikttraechtig waren. Heute sollte man eher dynamische Vertragsmodelle anwenden, die den tatsaechlichen Aufwand durch zeitgebundene Kosten erfassen. Der Beitrag vertieft dieses Modell indem er auf die Gemeinkosten der Baustelle und die Definition von Anspruechen an die Vertragsgestaltung eingeht. Des Weiteren werden die Grundlagen und Grundsaetze zeitgerechter Vertragsmodelle, ein Bauvertragsmodell mit Abschnittspauschalen und Ausbruchklassifizierungen und ein Bauvertragsmodell mit dynamischer Anpassung der Verguetung bei Leistungsaenderungen dargestellt. Das massgebende Charakteristikum des Bauvertragsmodells mit dynamischer Anpassung ist die Zuordnung von Stuetzmassnahmen zu den Ausbruchklassen, damit eine eindeutige Basis fuer die Kalkulation und Abrechnung geschaffen wird. Weiter wird davon ausgegangen, dass die zu verguetende Bauzeit flexibel ist und periodisch waehrend der Ausfuehrung ermittelt wird. Die Ermittlung der Gesamtbauzeit, welche die Verguetung bestimmt, setzt sich aus Teilzeiten zusammen. Dabei werden nur die Vorgaenge beruecksichtigt, die auf dem kritischen Weg des Bauablaufs liegen. Anhand von Berechnungsbeispielen wird das Vorgehen bei diesem Modell verdeutlicht.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: Figures; References; Tables;
  • Pagination: pp 8-18
  • Serial:
    • Bauportal
    • Volume: 123
    • Issue Number: 12
    • Publisher: Erich Schmidt Verlag GmbH
    • ISSN: 1866-0207

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01559927
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Apr 7 2015 11:37AM