Tunnelausbruch. Das Spannungsfeld zwischen Abfall und Verwertung am Beispiel Koralmtunnel, Baulos KAT2

Tunnel excavation. The conflict between waste and recycling through the example of the Koralm Tunnel, contract KAT2

Beim Baulos KAT2 des circa 33 Kilometer langen zweiroehrigen Koralmtunnels im Zuge der Eisenbahnhochleistungsstrecke Graz-Klagenfurt fallen etwa 8,6 Millionen Tonnen Tunnelausbruchmaterial an, fuer die schon bei Projektierungsbeginn eine maximale Wiederverwertung angestrebt wurde. Nach der Rechtslage in Oesterreich handelt es sich bei Tunnelausbruchmaterial um Abfall. Aufgezeigt werden die verschiedenen Spannungsfelder und Zielkonflikte, die bei der Wiederverwertung des Ausbruchmaterials gegeben sind. Die Darstellung der Spannungsfelder erfolgt in Abhaengigkeit von der jeweiligen Projektphase mit Schwerpunkt bei der Bauausfuehrung. Schon bei der Auswahl der Trasse ist es erforderlich, die Eigentumsverhaeltnisse am auszubrechenden Material zu klaeren, da prinzipiell der Grundstueckseigentuemer Anspruch auf das Material hat. Bei der Projektplanung ist im Rahmen der Umweltvertraeglichkeitspruefung (UVP) ein gesamtwirtschaftliches Materialbewirtschaftungskonzept mit der Vorgabe einer minimalen Umweltbelastung zu erarbeiten, obwohl zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt Materialkennwerte des Ausbruchs vorhanden sein koennen. Um diese Luecken zumindest teilweise zu schliessen, fuehrte man weiterfuehrende Erkundungsmassnahmen durch Anlage von Erkundungsstollen und -schaechten aus. Mit den Ausschreibungsunterlagen mussten auch die verschiedenen Orte des Anfalls von Tunnelausbruchmaterial unter Beruecksichtigung der Loesemethode festgelegt werden. Trotz durchgefuehrter Voruntersuchungen ergaben sich im Rahmen der Bauausfuehrung Spannungsfelder hinsichtlich der Materialfluesse von der Anfallstelle beim Vortrieb bis zur Verwendungsstelle. Dies betraf zunaechst die Felder „Anlieferung von Fremdmaterial“ und „Verifizierung zu Baubeginn“ zum Nachweis der Verwertbarkeit des Materials als Gesteinskoernung. Ein weiteres Spannungsfeld war die „Qualitaet des Tunnelausbruchs bei kontinuierlichem Vortrieb“, da man hinsichtlich abfallchemischer Eigenschaften naturgemaess nur einen Verdacht aeussern kann. Aus abfallchemischer Sicht muss eine Vermischung der an unterschiedlichen Orten anfallenden Massenstroeme vermieden werden, obwohl anwendungstechnisch eine gezielte Vermischung zur Optimierung der technischen Eigenschaften angezeigt sein kann. Einige Spannungsfelder ergeben sich aus der weiteren Verwendung in Beziehung zur Abwurfstelle und hinsichtlich der Verwertung als Gesteinskoernung zur Betonherstellung. Um das Material als Gesteinskoernung verwenden zu koennen, ist eine Vorabsiebung des Materials durchzufuehren, bei der alle Anteile mit Korngroessen kleiner als 16 Millimeter auszuscheiden waren. Weitere Spannungfelder ergeben sich zu den Themen „ Kiesaufbereitungsanlage – Kornform und Sieblinien“, „Technische Qualitaetssicherung“ und „Abfallschluesselvergabe“. Nach den geltenden oesterreichischen Rechtsvorschriften handelt es sich bei Tunnelausbruch um Abfall, auch wenn man sich des Materials nicht entledigen will, sondern es im Bauvorhaben Verwendung findet. Dies bedeutet, dass Abfallschluesselnummern nach OE-Norm S2010 (Abfallkatalog) zu vergeben sind. Es wird vorgeschlagen, insbesondere die rechtlichen Randbedingungen zu vereinfachen, um bei kuenftigen Bauvorhaben Millionen Tonnen an unnoetigem Deponievolumen zu vermeiden und mit einer gezielten Aufbereitung von Ausbruchmaterial eine weitere Wertschoepfung des Abfalls zu ermoeglichen. ABSTRACT IN ENGLISH: Contract KAT2 of the approximately 33 km long, twin-bore Koralm Tunnel will produce about 8.6 million t of excavated material. For this reason, the maximum degree of recycling of the material was intended right from the start of the design process. This was planned including consideration of the optimal cost-effectiveness of overall materials management with minimal environmental impact through the minimisation of transport processes and land use as well as generally sparing use of resources. On contract KAT2, more than 50% of the material excavated from the tunnel can be recycled for technical use on site. The material is used as aggregates for concrete and as fill (anti-capillary layers, frost protection layers, filter gravel, sealing layers) for the earthworks in the open air. One difficulty is the fact that according to the generally applicable legal situation under the federal waste management plan (BAWP 2011) and the landfill regulations (DVO 2008), material excavated from tunnels is considered to be waste. In order to ensure proper handling while considering the legal situation, the chemical composition of the waste has to be established and taken into account. On the other hand the technical requirements for construction are binding. This resulted in numerous potential conflicts in connection with the material produced from the tunnel, the chemical evaluation and the decision whether to reuse or recycle it starting with the design of the project up until the time the project was completed. (A)

  • Availability:
  • Authors:
    • Posch, H
    • Murr, R
    • Huber, H
    • Kager, M
    • Kolb, E
  • Publication Date: 2014-10

Language

  • German
  • English

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Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01549903
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jan 14 2015 3:09PM