Vom Solidarhandeln zur Marktorientierung. 25 Jahre Carsharing im Ueberblick

Als Geburtstermin des Carsharing in Deutschland wird der 10. Juni 1988 betrachtet, als das Projekt „statt-Auto“ in Berlin mit zunaechst fuenf Nutzern und einem Fahrzeug startete. Mit dem Fall der Mauer stieg die Zahl der Nutzer von 70 auf 450. Das Berliner Vorbild fand Nachahmer in vielen Staedten. Die Gruendungswelle Anfang der 1990er Jahre wurde in einer sozialwissenschaftlichen Analyse mit den Bestrebungen der Studentenbewegung und anderer Protestbewegungen gegen die autoorientierte Stadt erklaert, ihre oekologische Kritik mit konkretem Gestaltungswillen zu vereinen. 1994 gab es bereits 69 Anbieter, die zunaechst fast alle als Verein gegruendet wurden. Bei den ersten drei Carsharing-Anbietern galt zunaechst die Regel, dass nur Mitglieder ohne eigenes Auto aufgenommen wurden, was sich jedoch bald aenderte. Die Carsharing-Anbieter professionalisierten sich und muendeten zum Teil in unternehmerische Anbieterorganisationen, da man in den Grossstaedten bald die Schwelle der Nachfrage erreichte, ab der hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt werden konnten. Im Jahr 2001 trat die Deutsche Bahn AG erstmals mit Pilotprojekten in Frankfurt am Main und Berlin auf den Carsharing-Markt auf. Die DB Rent GmbH arbeitete im Mai 2003 mit 16 Carsharing-Anbietern als Franchise-Nehmern zusammen. In der Folge rekrutierte die Bahn zunehmend eigene Kunden und organisierte selbst stadtweite Carsharing-Angebote in deutschen Grossstaedten. Heute sind ueber 700.000 Teilnehmer bei den circa 150 deutschen Carsharing-Anbietern registriert. Damit liegt die Quote der Carsharing-Teilnehmer bezogen auf die fuehrerscheinfaehige Gesamtbevoelkerung erstmals ueber 1 Prozent. Im internationalen Vergleich behauptet Deutschland seit einiger Zeit Platz 2 hinter der Schweiz im Verhaeltnis der registrierten Nutzer zur Gesamtbevoelkerung. Dargestellt werden Ideen und Selbstverstaendnis der Carsharing-Initiativen, die schliesslich auch zu zwei verschiedenen Verbandsgruendungen - European Car Sharing (ECS) sowie Bundesverband Organisiertes Autoteilen (BAO) - fuehrten. Betrachtet wird auch die regionale Ausbreitung der Carsharing-Angebote, denn die regionale Vernetzung und die Praesenz vor Ort haben sich als Wachstumsvoraussetzung fuer die Carsharing-Angebote erwiesen. Behandelt wird ausserdem der Einstieg der Autohersteller und verwandter Branchen in das Geschaeftsfeld Carsharing. Waehrend es schon Mitte der 1990er weniger erfolgreiche Annaeherungen gab, wurde 2008 der Einstieg der Daimler AG und ihrer Tochterfirma car2go ins Carsharing dahingehend bewertet, dass nun die Schwierigkeiten der Anfangsphase des Carsharings ueberwunden seien. Abschliessend werden einige der wichtigsten Angebotsentwicklungen hervorgehoben, mit denen das Carsharing zunehmend Fahrt aufnimmt.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: References;
  • Pagination: pp 32-8
  • Serial:
    • Verkehrszeichen
    • Volume: 30
    • Issue Number: 2
    • Publisher: VZ Dr. Kalwitzki
    • ISSN: 0179-535X

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01537466
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Sep 15 2014 12:22PM