Schienenverkehr: Risikoreduzierung durch Wagenpositionierung

Schwere Eisenbahnungluecke haben gezeigt, dass - auch nach Vollbraenden und Explosionen - bestimmte Bereiche innerhalb des Zugverbands geringer als andere zerstoert werden oder sogar unversehrt bleiben. Im Hinblick auf die Entgleisung von Eisenbahnkesselwagen mit gefaehrlicher Ladung wird der Frage nachgegangen, ob eine vorausschauende Zugzusammenstellung, beispielsweise bei gemischten Gueterzuegen, Folgerisiken bei einem Unfall vermindern und damit einen Beitrag zum Bevoelkerungs- und Umweltschutz leisten, aber auch laengerfristige Sperrungen von Strecken vermeiden helfen kann. Es werden drei Fallbeispiele aus Europa vorgestellt, bei denen sich gezeigt hat, dass der vordere und mittlere Zugbereich eher von Zerstoerungen betroffen ist als das Zugende. Dies deutet darauf hin, dass sich der kinetische Energieeintrag, aufgrund der Unfallmechanik und der Entgleisungstopografie, in Richtung Zugende soweit abbaut, dass die letzten Wagen nicht mehr (so stark) von den Unfallfolgen betroffen sind. Da fuer Deutschland die Datenbasis bei Unfaellen mit Eisenbahnkesselwagen zu gering ist, werden nordamerikanische Unfallfalluntersuchungen aus den 1970er und 1980er Jahren herangezogen, um das Untersuchungsmerkmal Wagenpositionierung naeher zu betrachten. Kennzeichnend fuer Nordamerika sind in der Regel enorme Zuglaengen und viele moegliche Wagenkombinationen. Beide Untersuchungen bestaetigen, dass der sicherste Bereich am Zugende liegt; in der Untersuchung aus den 1980er Jahren stellte sich der Bereich unmittelbar hinter den Loks beziehungsweise Triebfahrzeugen als zweitsicherster Bereich dar. Es werden des Weiteren 118 Unfallereignisse mit Eisenbahnkesselwagen in Nordamerika aus den Jahren 2000 bis 2011 im Hinblick auf die Position entgleister Wagen naeher betrachtet. Die Daten bestaetigen, dass selten alle Wagen eines Gueterzugs entgleisen, dass auch hinter den Loks oder Triebfahrzeugen in vielen Faellen die Wagen auf den Gleisen stehen bleiben und die hinteren Wagen eines Zugverbands die Mehrzahl der Entgleisungsunfaelle unbeschaedigt ueberstehen. Die Ursachen der untersuchten Unfaelle waren entweder auf ein Versagen eines Bauteils am Gueter- beziehungsweise Eisenbahnkesselwagen oder auf einen Schaden am Schienenstrang zurueckzufuehren. Auffahrunfaelle, Seitenkollisionen oder Unfaelle beim Rangieren wurden nicht beruecksichtigt. Kommt es zu einem Auffahrunfall bei Gueterzuegen, kann auch ein an letzter Stelle plazierter Kesselwagen zum Problem werden. Die wirkungsvollste Massnahme zur Minimierung eines unfallbedingten Freisetzungsrisikos bleibt deshalb die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit.

  • Availability:
  • Authors:
    • Konersmann, R
    • Reich, F
    • Miethe, S
  • Publication Date: 2013-10

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: Figures; References; Tables;
  • Pagination: pp 57-61
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01497945
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Nov 14 2013 9:02AM