Kreuzfahrtschiffe - immer groesser, aber auch sicherer? Bemerkungen eines Ingenieurs

Der Unfall des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia hat trotz der Tatsache, dass vergleichsweise wenig Menschen getoetet wurden, in der Oeffentlichkeit und den Medien zum Teil heftige und kontroverse Diskussionen um die Sicherheit der Schiffe aufgeworfen. Gleichzeitig beschaeftigt sich die EU-Kommission mit der Frage, ob die Sicherheit in der Passagierschifffahrt ausreichend ist, oder ob durch verschaerfte gesetzliche Auflagen gegengesteuert werden muss. Die Sichtweise von Ingenieuren stellt sich grundsaetzlich anders dar, denn in Bezug auf Bau und Konstruktion erfuellen die grossen Kreuzfahrtschiffe nachweislich von allen Schiffen am besten den verfuegbaren Stand der Wissenschaft und Technik in ihrer Sicherheit. Es hat sich gezeigt, dass schwere Seeunfaelle regelmaessig auf die Ursache zurueckgehen, dass konsequent gegen bestehende Sicherheitsregeln verstossen wird (so auch beim Untergang von Faehrschiffen in der sogenannten Dritten Welt). Gleichzeitig werden jaehrlich 42.000 Tote in der Fischerei hingenommen, davon taeglich zwei in Europa, oder jaehrlich circa 3.500 Tote im Strassenverkehr allein in Deutschland. Es wird dem Widerspruch nachgegangen, weshalb ausgerechnet die grossen Kreuzfahrtschiffe im Fokus stehen. Tatsaechlich ein Problem in der Schiffskonstruktion ist, dass bei den technischen Richtlinien zunehmend eine Fokussierung auf Umweltfragen zu erkennen ist, die es immer schwieriger macht, konzeptionell ausgewogene Schiffe zu entwickeln. Entscheidend fuer die Sicherheitsbetrachtung bei technischen Systemen ist es, eine ausreichende Sicherheit zu quantifizieren. Mithilfe des Risikobegriffs lassen sich sicherheitstechnische Sachverhalte beschreiben und aus technischer Sicht vergleichen. Aufgezeigt wird, weshalb das kontinuierliche Toeten von jeweils sehr wenigen Menschen durch technische Systeme eine hoehere gesellschaftliche Akzeptanz erfaehrt, als das Riskieren eines sehr unwahrscheinlichen Unfalls mit moeglicherweise sehr vielen Toten. Des Weiteren wird auf das aktuelle Sicherheitsniveau von grossen Kreuzfahrtschiffen aufgrund der geltenden Regeln eingegangen, und zwar in Bezug auf Bau und Konzeption, die Evakuierung der Schiffe sowie das Offenfahren von Schottschiebetueren. Abschliessend werden Forderungen in Bezug auf die Schiffssicherheit umrissen: das Sicherheitsniveau der RoRo-Fahrgastschiffe, das nach dem Untergang der Estonia durch die EU-Direktive 2003/25/EC verschaerft wurde, muss unbedingt erhalten bleiben; bei Schiffen fuer den Kurzstreckenverkehr (zum Beispiel bei Faehren und RoRo-Schiffen) muss eine mindestens erforderliche Antriebsleistung ausreichend auch fuer schweres Wetter gefordert werden, die maximale Stabilitaet von teilbeladenen Containerschiffen muss sinnvoll geregelt werden, es muessen Mindeststandards fuer die Fischereifahrzeuge eingefuehrt und konsequent ueberwacht werden, Schottschiebetueren muessen konsequent zugefahren werden. Beitrag zum Arbeitskreis VIII „100 Jahre nach der Titanic: Sicherheit von Fahrgastschiffen in neuer Diskussion“ des 51. Deutschen Verkehrsgerichtstags 2013.

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  • Authors:
    • Krueger, S
  • Publication Date: 2013

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: References;
  • Pagination: pp 393-403
  • Monograph Title: 51. Deutscher Verkehrsgerichtstag 2013

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01497187
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • ISBN: 978-3-472-08574-4
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 30 2013 9:20AM