Radwege - Fluchtraeume oder Hindernisparcours

Unter dem Motto "Radwege, die Autobahnen des kleinen Mannes" wurde in den 1930er Jahren in Deutschland der Bau von Radwegen propagiert und zugleich die erste Radwegebenutzungspflicht verordnet. Sicherheit war damals kaum ein Thema, den Radfahrern sollten vorrangig gute Fahrbedingungen geschaffen werden. Mit zunehmendem Motorisierungsgrad hatten die Radwege vor allem die Aufgabe, die Radfahrer als stoerende Elemente von der Fahrbahn fern zu halten. Die Benutzungspflicht wurde noetig durch die schlechte Qualitaet der Radwege. Sie wurde unter der Ueberschrift "Verkehrsdisziplin fuer alle" propagiert. Als Massnahme zur Unfallpraevention konnten die Radwege dagegen kaum beworben werden, denn ausgerechnet Staedte mit starkem Radverkehr aber fast ohne Radwege wiesen weniger getoetete Radfahrer auf, als umgekehrt. In den 1970er Jahren fuehrte die hohe Zahl getoeteter Radfahrer (fast 2.000 von insgesamt 20.000 getoeteten Verkehrsteilnehmern) zu erneuten Diskussionen ueber den Radwegebau, bei der die Sicherheit im Vordergrund stand. Radwege wurden als wichtiges, mancherorts ausschliessliches Instrument der Fahrradfoerderung wieder entdeckt. Bis heute gibt es jedoch keine eindeutigen Belege fuer den Sicherheitsgewinn durch Radwege im inneroertlichen Bereich. Demgegenueber ist die praeventive Wirksamkeit der Temporeduzierung bestaetigt. Das Fahren auf Radwegen kann im Gegensatz zum Fahren auf der Fahrbahn sogar ein truegerisches Sicherheitsgefuehl vermitteln. Gerade an Knotenpunkten ist die Benutzung eines Radweges anstatt der Fahrbahn mit einem fuenffach hoeheren Unfallrisiko verbunden. Die Risiken vermindern sich hingegen, wenn der Radverkehr auf Radfahrstreifen oder in einem temporeduzierten Mischverkehr im Sichtfeld des Autofahrers auf der Fahrbahn gefuehrt wird. Durch die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im Januar 2011 zur Benutzungspflicht von Radwegen wird sich voraussichtlich eine neue Phase der Diskussion anschliessen. Gekuerzter Vortrag im Rahmen einer Fachtagung der Landesverkehrswacht Mecklenburg-Vorpommern in Rostock 2009.

  • Authors:
    • BRIESE, V
  • Publication Date: 2011

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 32-4
  • Monograph Title: Verkehrsquiz an der Foerderschule
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01370454
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: May 17 2012 10:02AM