Der Einfluss von Lernen und Risiko auf das Verhalten von Radfahrern

1997 startete die Landesstelle Salzburg des Kuratorium fuer Verkehrssicherheit zusammen mit verschiedenen Partnern die Salzburger Radfahrinitiative fuer Verkehrssicherheit. Um die Arbeit verbessern zu koennen, wurde eine Studie durchgefuehrt. Sie wird im vorliegenden Artikel vorgestellt. Im Zentrum standen die Fragen, was Radfahrer aus privaten und oeffentlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Radfahren lernen koennen, wie das Risiko beim Radfahren wahrgenommen wird und welche Folgen dies fuer das Verhalten im Verkehr hat. Es wurden folgende drei methodische Zugaenge gewaehlt: 1. Fragebogenerhebung in Form eines geschlossenen Interviews nach Beobachtungen im Strassenverkehr; 2. Inhaltsanalyse der Berichterstattung ueber Fahrradunfaelle in den Medien; 3. Experimentelle Studie zur Erhebung von Kausalkonzepten bei Radfahrunfaellen. Im Rahmen der Fragebogenerhebung wurden 200 RadfahrerInnen im Salzburger Strassenverkehr beobachtet und anschliessend interviewt. Die statistische Auswertung ergab, dass zwischen dem wahrgenommenen Risiko und dem Fahrverhalten ein Zusammenhang besteht. Hinsichtlich des Einflusses des wahrgenommenen Risikos auf das Fahrverhalten sind 2 Gruppen von Radfahrern zu unterscheiden - die Gruppe der sportlichen Radfahrer und die Gruppe der konventionellen Radfahrer. Erstere fahren riskanter, sind sich der Risiken aber auch bewusster und besser ausgeruestet, letztere beklagen das Risiko und es fehlt ihnen vielfach an Strategien im Umgang mit riskanten Situationen. Die Lernumwelt fuer die Radfahrer im Strassenverkehr ist eher schlecht, die Moeglichkeiten, Zusammenhaenge zwischen dem eigenen Verhalten und gefaehrlichen Verkehrssituationen zu bemerken, sind beschraenkt. Nicht einmal Unfaelle sind geeignet, ueberdauernde Verhaltensaenderungen herbeizufuehren. Fuer die Medienanalyse wurde die Berichterstattung in den wichtigsten lokalen Printmedien des oesterreichischen Bundeslandes Salzburg ueber einen Sommer lang analysiert. Die "Kronen-Zeitung" brachte wesentlich mehr Unfallberichte als die anderen Zeitungen. Bei den Meldungen zum Fahrrad lagen sie dagegen gleich auf. Die Medien bilden keine spezifischen Kausalzusammenhaenge zwischen Verhalten und Konsequenz ab. Die experimentelle Studie beschaeftigte sich mit Lernbedingungen, die aus der eigenen Geschichte und Erfahrung resultieren. StudentInnen hatten in einem Experiment eine kritische Situation zu schildern und anschliessend kontrafaktische Gedanken anzugeben. In insgesamt 88 Berichten wurden 41 Radkonflikte und 47 Radunfaelle berichtet. Immer geschildert wurde die Verletzung. Viele waren der Meinung, sie haetten aus einem Unfall in der Kindheit gelernt, wie sie im Erwachsenenalter einen Unfall vermeiden koennen. Unfaelle wurden im Vergleich zu Konflikten in der Tendenz eher als kontrollierbar eingestuft. Etwa zwei Drittel der Befragten sahen sich selbst als Akteure in der kontrafaktischen Situation. War ein Unfall geschildert worden, formulierten fast alle eine Alternative, bei der es zu keinem Unfall gekommen waere. War ein Konflikt geschildert worden, formulierte nur etwa die Haelfte als kontrafaktisches Ereignis einen Unfall. Zusammenfassend laesst sich sagen, dass die Risikowahrnehmung beim Radfahren weitgehend zutreffend ist, dass aber die subjektive Kontrolle ueberschaetzt wird. (KfV/A)

  • Availability:
  • Authors:
    • KUEHBERGER, A
    • KEUL, A
    • ZUZAN, W D
  • Publication Date: 2000-4

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 133-8
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01199729
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 5:47PM