Radfahrer und Verkehrssicherheit: Der Einfluss von Lernen und Risiko auf das Verhalten von Radfahrern

Die vorliegende Studie untersucht das Radfahrverhalten im Verkehr auf der Grundlage der Lerntheorie. Die zentrale Frage lautet, ob und unter welchen Bedingungen aus Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Radfahren etwas gelernt werden kann. In drei Projektteilen wurde geprueft, welche Zusammenhaenge zwischen Risiko und Lernen auf der einen Seite und dem Verhalten eines Radfahrers im Strassenverkehr auf der anderen Seite bestehen. In Projektteil I wurden 200 RadfahrerInnen im Salzburger Strassenverkehr beobachtet und anschliessend interviewt. Die statistische Auswertung ergab, dass zwischen dem wahrgenommenen Risiko und dem Fahrverhalten ein Zusammenhang besteht. Hinsichtlich des Einflusses des wahrgenommenen Risikos auf das Fahrverhalten sind zwei Gruppen von Radfahrern zu unterscheiden, die Gruppe der sportlichen Radfahrer und die Gruppe der konventionellen Radfahrer. Erstere fahren riskanter, sind sich der Risiken aber auch bewusster und besser ausgeruestet, letztere beklagen das Risiko und es fehlt ihnen vielfach an Strategien im Umgang mit riskanten Situationen. Die Lernumwelt fuer die Radfahrer im Strassenverkehr ist eher schlecht, die Moeglichkeiten, Zusammenhaenge zwischen dem eigenen Verhalten und gefaehrlichen Verkehrssituationen zu bemerken, sind beschraenkt. Nicht einmal Unfaelle sind geeignet, ueberdauernde Verhaltensaenderungen herbeizufuehren. Projektteil II beschaeftigte sich mit den Lernbedingungen, die ueber die Berichterstattung in den Printmedien zur Verfuegung stehen. Dazu wurde die Berichterstattung in den wichtigsten lokalen Printmedien des oesterreichischen Bundeslandes Salzburg ueber einen Sommer lang analysiert. Die Medien bilden keine spezifischen Kausalzusammenhaenge zwischen Verhalten und Konsequenz ab. Die Unfaelle werden zu allgemein geschildert und der Zusammenhang zwischen Verhalten und Konsequenz wird auf einem Niveau berichtet, das dem Lernen nicht zutraeglich ist. Projektteil III beschaeftigte sich mit Lernbedingungen, die aus der eigenen Geschichte und Erfahrung resultieren. StudentInnen hatten in einem Experiment eine kritische Situation zu schildern und anschliessend kontrafaktische Gedanken anzugeben. Die Ergebnisse zeigen eine verzerrte Wahrnehmung von Kontrolle. Viele waren der Meinung, sie haetten aus einem Unfall in der Kindheit gelernt, wie sie im Erwachsenenalter einen Unfall vermeiden koennen. Risiken werden nicht adaequat wahrgenommen, die Erfahrungen beziehen sich nur auf einen bestimmten Unfalltyp. Zusammenfassend laesst sich sagen, dass die Risikowahrnehmung beim Radfahren weitgehend zutreffend ist, dass aber die subjektive Kontrolle ueberschaetzt wird. Eine Erhoehung der Sicherheit des Radfahrens im Strassenverkehr erfordert die Ausbildung und das Erhalten der Motivation zum Lernen sowie eine bessere Foerderung von Lernen aller Beteiligten. (KfV/A)

  • Availability:
  • Corporate Authors:

    KURATORIUM FUER VERKEHRSSICHERHEIT, LANDESSTELLE SALZBURG

    ZILLNERSTRASSE 18
    SALZBURG,   OESTERREICH  A-5020
  • Authors:
    • KUEHBERGER, A
    • KEUL, A
    • TRIFFICH, V
    • WIMMER, M
    • ZUZAN, W D
    • HEMETSBERGER, U
    • RETTENBACHER, P
  • Publication Date: 1999-8

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 65S

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01198780
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 3-7070-0033-8
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 5:28PM