Vorher/Nachher-Untersuchung. Pilotprojekt 50/80/100 km/h - Schilderwaldvereinfachung

Im April 1997 wurde in einem Pilotprojekt "Schilderwaldvereinfachung" auf drei Bundesstrassen im oesterreichischen Bundesland Salzburg eine Vereinheitlichung der zulaessigen Hoechstgeschwindigkeiten festgelegt. Durch die Aenderung von Geschwindigkeitslimits auf die Werte 50, 80 und 100 Stundenkilometer sollte die Wahrnehmung und Einhaltung von Verordnungen erleichtert werden. Ein Rueckgang der Ueberschreitungen der Tempolimits wurde erwartet. Die Landesstelle Salzburg des Kuratoriums fuer Verkehrssicherheit fuehrte im Auftrag des Amtes der Salzburger Landesregierung eine Vorher Nachher-Untersuchung des Pilotprojektes durch. Dabei wurden die Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit mit Hilfe einer Unfallanalyse, die Auswirkungen auf Wahrnehmung und Begreifbarkeit der verordneten Limits durch eine Befragung von Lenkern und die Auswirkungen auf die Fluessigkeit des Verkehrs durch eine Reisezeitbewertung untersucht sowie eine Ueberpruefung der Akzeptanz der Geschwindigkeitslimits durchgefuehrt. Fuer die Unfallanalyse wurden fuer den Vorher-Zeitraum 5 Vergleichsjahre herangezogen, fuer den Nachher-Zeitraum stand ein Jahr als Beobachtungszeitraum zur Verfuegung. Die Verkehrssicherheit wird durch die Vereinheitlichung der Tempolimits nicht negativ beeinflusst. Unter anderem ergab sich das ueberraschende Ergebnis, dass bei einer Erhoehung des Limits von 70 auf 80 Stundenkilometer die Unfaelle tendenziell abnahmen. Bei einer Reduzierung von 70 auf 50 Stundenkilometern kam es zwar auch zu weniger Unfaellen, aber in weit geringerem Ausmass. Die Lenker scheinen durch die Tempolimits weniger beeinflusst zu werden als durch Fahrgewohnheiten und Umweltbedingungen. Zwischen 13. und 22. Januar 1999 wurden 261 Lenker befragt. Sie hatten mit grosser Mehrheit die gesetzten neuen Geschwindigkeitsbeschraenkungen eingehalten. Dadurch ergab sich nur eine geringe Zahl unangepasst fahrender Lenker. Die Auswertungen nach der Fahrgeschwindigkeit haben somit nur heuristischen Wert. Gleichwohl erscheint es wahrscheinlich, dass eine Temporeduktion von 70 auf 50 Stundenkilometer weniger akzeptiert wird als eine Erhoehung von 70 auf 80 Stundenkilometer. Bei der grossen Mehrheit der Lenker wurden aber durch die Absenkung der Tempolimits von 70 auf 50 Stundenkilometer keine negativen Gefuehle hervorgerufen. Mittels Beruecksichtigung der absoluten Groessen "Streckenlaenge" und "mittlere Geschwindigkeit" wurde eine theoretisch moegliche Reisezeit unter Idealbedingungen errechnet. Beim Vorher Nachher-Vergleich ergaben sich nur geringfuegige Verlaengerungen. Sie lagen zwischen 6 Sekunden und rund einer Minute. Da eine Veraenderung des Tempolimits auch Verzoegerungs- beziehungsweise Beschleunigungsmanoever nach sich zieht und somit den Verkehrsfluss mindert, ermoeglichte die Verringerung der geaenderten Limits theoretisch eine Verbesserung der Verkehrsfluessigkeit. Wie die Befragung zeigte, wurde dies von den Verkehrsteilnehmern auch so empfunden. Fuer die Erhebung des tatsaechlichen Geschwindigkeitsniveaus wurden auf den Pilotstrecken Geschwindigkeitsmessungen durchgefuehrt. Fuer den Zeitraum vor Einfuehrung der neuen Limits lagen nur fuer eine Messstelle vergleichbare Messdaten vor. Bei saemtlichen Messstellen mit einem Tempolimit von 50 Stundenkilometern lag die massgebende Geschwindigkeit ueber dem erlaubten Hoechstlimit. (KfV/A)

  • Corporate Authors:

    KURATORIUM FUER VERKEHRSSICHERHEIT, LANDESSTELLE SALZBURG

    ZILLNERSTRASSE 18
    SALZBURG,   OESTERREICH  A-5020
  • Authors:
    • ZUZAN, W D
    • CLOETER, E
    • RETTENBACHER, P
  • Publication Date: 1999-2

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 47S

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01188703
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 1:20PM