Aggression im Strassenverkehr

Die vorliegende Studie beleuchtet das Phaenomen Aggression im Strassenverkehr aus psychologisch- sozialwissenschaftlicher und rechtswissenschaftlicher Perspektive. Ziel der psychologisch-sozialwissenschaftlichen Untersuchung ist die Ermittlung der Praevalenz, Genese und Unfallrelevanz von aggressiven Verhaltensweisen im oesterreichischen Strassenverkehr. Der Zusammenhang zwischen aggressivem Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer und emotionaler Belastung, die oftmals mit Frustration und aggressiver Reaktion einhergeht, wurde bereits 1939 in der Frustrations-Aggressions-Hypothese begruendet. Als Basis fuer die empirischen Erhebungen der vorliegenden Arbeit dient die Definition von Aggression im Strassenverkehr von Herzberg und Schlag (2006), die sowohl offen feindseliges Verhalten wie Beschimpfen, Anhupen, Bedrohen etc. als auch instrumentell eingesetztes Verhalten (z.B. Draengeln, um Fahrtziele schneller zu erreichen) umfasst. Auf Basis dieser theoretischen Ueberlegungen wurden zunaechst Fokusgruppen in Wien und in einer groesseren Bezirkshauptstadt (Amstetten, Niederoesterreich) durchgefuehrt, um theoretische Ueberlegungen zu explorieren und den quantitativen Untersuchungsansatz zu scharfen. Es stellte sich heraus, dass Stresserfahrungen ein wesentlicher Faktor im Zusammenhang von Frustration und Aggression sind. Im zweiten, quantitativen Teil der Studie wurden mit n=1.500 Pkw-Lenkern aller Altersgruppen aus dem gesamten oesterreichischen Bundesgebiet Telefoninterviews durchgefuehrt. Erhoben wurde dabei neben der Fremdwahrnehmung auch die Selbsteinschaetzung aggressiver Verhaltensweisen im Strassenverkehr und ob es diesbezueglich Unterschiede gibt. Darueber hinaus wurde festgestellt, in welchem Ausmass aggressive Verhaltensweisen anderer Verkehrsteilnehmer die befragten Personen emotional belasten. Alle abgefragten Verhaltensweisen beziehen sich auf Aggression und/oder Fehlleistungen im Strassenverkehr. Die entsprechenden Items wurden unterschiedlichen etablierten Frageboegen entnommen. Auf Basis dieser quantitativen Daten wurden schliesslich ein personenbezogener Aggressions-Score ermittelt und verschiedene verkehrssicherheitsrelevante Hypothesen ueberprueft. Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass aggressives Fahren mit groesserer Unaufmerksamkeit im Strassenverkehr, haeufigeren Fahrfehlern und vermehrter Unfallbeteiligung in Zusammenhang steht ‒ unabhaengig von der jaehrlichen Kilometerleistung. Zudem weisen Maenner, Personen aus groessen Wohnorten (>50.000 Einwohner) und mit hoeherem Bildungsabschluss hoehere Aggressionswerte auf. „Dichtes Auffahren bzw. Draengeln“ ist mit Abstand das haeufigste frei assoziierte aggressive Verhalten. Dies ist auch jene Verhaltensweise, fuer die die groesste Diskrepanz zwischen selbst- und fremdbeobachtetem Verhalten ermittelt werden konnte und die am meisten Aerger ausloest. Der rechtswissenschaftliche Teil (2) untersucht, auf welche Weise aggressives Verhalten in der oesterreichischen Rechtsordnung ueberhaupt thematisiert wird. Es wird erlaeutert, (1) inwieweit das Thema „Aggressivitaet“ im Strassenverkehrsrecht verankert ist und (2) wie (verwaltungsstrafrechtlich) aggressive Verhaltensweisen geahndet werden. Es wird ein Ueberblick ueber in Frage kommende StGB-Delikte betreffend Aggressivitaet im Strassenverkehr gegeben, darueber hinaus werden Sanktionen und Strafalternativen im Hinblick auf aggressive Handlungen im Straseenverkehr dargestellt.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Digital/other
  • Features: Appendices; Figures; References; Tables;
  • Pagination: 128S
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01638245
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 978-3-7070-0132-7
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jun 21 2017 9:38AM