Die obere Haelfte des Motorrads. Vom Gebrauch der Werkzeuge als kuenstliche Organe

Der Motorradfahrer und das Motorradfahren werden aus anthropologischer und ethologischer Sicht erklaert beziehungsweise beschrieben. Das Motorrad wird dabei als eines jener schwierig zu handhabenden Geraete gesehen, die der Mensch als integrierte kuenstliche Organe zu gebrauchen versteht. Im ersten Teil werden die menschlichen Anpassungs- und Programmierleistungen, speziell die handlungssteuernden Programme, das Subsystem Mensch-Maschine und menschliche Faehigkeiten wie Gleichgewicht halten behandelt. Fahrphysikalisch wird erklaert, wie es dem Menschen gelingen konnte, aus der Drais'schen Laufmaschine ein Fahrrad beziehungsweise ein Motorrad zu entwickeln und auf der Grundlage handlungssteuernder Programme ein Zweirad zu lenken. Im zweiten Teil geht es um die Entwicklung und die Leistungen des menschlichen Gehirns. Im Gegensatz zu allen anderen menschlichen Organen erfolgte seine Weiterentwicklung nicht durch Umbau oder Umformung, sondern durch nachtraegliche Erweiterung, wobei die Funktionen der aelteren Teile erhalten blieben. Der juengste Teil, das Grosshirn, erschliesst dem Menschen zwar viele Moeglichkeiten, ist jedoch aufgrund seiner Kompliziertheit im Vergleich mit aelteren Gehirnteilen schwerfaellig. Es hat eine ungleich geringere Kanalkapazitaet als die aelteren Gehirnteile, in denen unausgesetzt Mehrfachleistungen ablaufen. Fuer den weiteren Teil des Buches wird nach "Ichperson" (alles, was Thema des Bewusstseins ist oder zum Thema gemacht werden kann: Denken, Vorstellen, willentliches Handeln - umgangssprachlich der "Kopf") und "Tiefenperson" (umgangssprachlich der "Bauch") unterschieden. Das Bewusstmachen von "unthematisch", in der "Tiefenperson" ablaufenden Vorgaengen kann zu Stoerungen im Ablauf fuehren und sogar in der Selbstblockade enden. Die Unterlegenheit der Ichperson gegenueber der Tiefenperson wird anhand des Bewegungsentwurfs demonstriert. Dem Motorradfahrer werden zahllose Bewegungsentwuerfe abverlangt, etwa bezueglich der richtigen Linie, die zu fahren ist (Ideallinie). Im dritten Teil wird auf die Frage Kaiser Karl V. eingegangen, ob das Pferd ein Teil des Reiters oder der Reiter ein Teil des Pferdes sei. Dabei geht es um die Einbeziehung des Motorrads in die Koerperlichkeit des Fahrers, um die Vorgaenge, die das Motorrad zu einem integrierten kuenstlichen Organ machen, um das "Feeling" fuer das Phaenomen der Schnittstellenverschiebung von Mensch und Umwelt sowie schliesslich um das auch Motorradfahrern bekannte Flow-Erlebnis. Im vierten Teil wird beantwortet, was noch fuer den "Kopf" bleibt, naemlich Gefahrenantizipation, Selbstbildkontrolle, Planung und Training, Kontrolle (der eigenen Handlungen und der Fehler), mentales Training und mentales Streckentraining, Fahrtraining fuer den Umgang mit dem Schrecken, Entwicklung von Hilfsvorstellungen und gestuetzte Vorsatzbildung zur Verhaltensaenderung. Der fuenfte Teil enthaelt Empfehlungen fuer die Praxis, zunaechst fuer 4 Gruppen von Vorsaetzen (Lockerheit, Verhalten des Fahrers in Beziehung zur Strecke, Koerperhaltung, Beispiel fuer Uebungsvorsaetze) und dann fuer allgemeine Vornahmen, die sich hauptsaechlich auf Notsituationen beziehen und die man nicht real ueben kann. Abschliessend wird noch kurz auf die Faszination des Motorradfahrens eingegangen. Theoretisches und spezielles Hintergrundwissen sind in einem eigenen Anmerkungs- und Exkursteil im Anhang enthalten. Literaturhinweise und ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen sind weitere Bestandteile des Anhanges. (KfV/A)

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  • Corporate Authors:

    MOTORBUCH VERLAG

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  • Authors:
    • SPIEGEL, B
  • Publication Date: 2003

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 296S

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01203937
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 3-613-02268-1
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 7:49PM