Verletzungsmechanische Kriterien der Lungenkontusion bei Seitenkollisionen

Anhand der Analyse von 18 realen Pkw-Seitenkollisionen wurden technische Einflussfaktoren hinsichtlich der Entstehung von Lungenkontusionen untersucht. Die Tiefe der seitlichen Fahrgastzellenintrusion kann nur mit Einschraenkungen als Praedikator fuer die Verletzungsschwere der Lunge dienen, da die Intrusionstiefe in hohem Masse von der Konstruktion der Fahrzeuge im Seitenbereich abhaengig ist. Beobachtet wurde bis zu einer Intrusionstiefe von 20 cm das Fehlen von Lungenkontusionen. Andererseits traten einseitige Lungenkontusionen bereits ab 15 cm Intrusionstiefe auf, ab 30 cm regelmaessig beidseitige. Als bedeutsames Kriterium fuer die Entstehung von Lungenkontusionen - wie bekanntlich fuer die Verletzungsschwere des Thorax generell - muss die Querkomponente der kollisionsbedingten Geschwindigkeitsaenderung, Delta vq, angesehen werden. Bis zu Delta vq von 20 km/h wurden Insassen ohne Lungenkontusion beobachtet. Bei Delta vq zwischen 16 und 30 km/h fanden sich einseitige, ab 25 km/h beidseitige Lungenkontusionen. Lungenkontusionen koennen entweder als Decellerationstrauma durch Kompression der Lunge aufgrund ihrer eigenen Masse oder aufgrund einer Kompression des Thorax entstehen. Der Befund, dass sich einseitige Lungenkontusionen stets auf der stosszugewandten Seite fanden, sowie deutlich unterschiedliche Toleranzgrenzen fuer die ein- und die beidseitige Lungenkontusion sprechen dafuer, dass bei dynamischer Belastung der wesentliche Verletzungsmechanismus die Eigenkompression ist. Bei gleicher Delta vq ist die Intrusionstiefe fuer die Verletzungsschwere ein wesentlicher Faktor. Daher ist es hinsichtlich der passiven Sicherheit von Pkw von Bedeutung, Massnahmen zu treffen, welche bei Seitenkollisionen die Intrusionstiefe gering halten. Aus rechtsmedizinisch-gutachterlicher Sicht ergibt sich: Toedliche Verletzungen sind erst ab einer Intrusionstiefe von 30 cm zu erwarten. Unterhalb einer relevanten Geschwindigkeitsaenderung Delta vq von 25 km/h muss weder mit Lungenkontusionen noch mit ernsteren Thoraxverletzungen (Thorax-AIS groesser/gleich 3) gerechnet werden. (A) Beitrag zum Themenbereich Biomechanik - Rekonstruktion - Verkehrssicherheit der 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fuer Verkehrsmedizin e.V., Berlin, 10. bis 13. Maerz 1999. Siehe auch Gesamtaufnahme der Jahrestagung, IDS-Nummer D342301.

  • Availability:
  • Authors:
    • BUCK, J
    • BEIER, G
    • EISENMENGER, W
  • Publication Date: 2000

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01197775
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 5:08PM