Individuelle und strukturelle Intervention zur Sekundaerpraevention bei Alkoholdelinquenz im Strassenverkehr

Auf der Grundlage von zwei nationalen Forschungsprojekten (jeweils gefoerdert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Bundesanstalt fuer Strassenwesen (BASt)) und Teilarbeiten eines EU-Projekts (Driving under the Influence of Drugs, Alcohol and Medicines (DRUID)) wurden individuelle und strukturelle Interventionen zur Sekundaerpraevention von Trunkenheitsfahrten analysiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf individuellen Interventionen und deren Einfluss auf Verhaltensweisen alkoholauffaelliger Kraftfahrer. Gleichzeitig wird dabei das strategische Zusammenspiel rechtlicher Rahmenbedingungen als so genannte strukurelle Interventionen mit Rehabilitationsmassnahmen als individuelle Interventionen untersucht. Bei den nationalen Untersuchungen handelte es sich um empirische Erhebungen und Datenauswertung von ueber 350 Trunkenheitsfahrern (vor und nach Interventionen) sowie eine Analyse der Schnittstellen des Informationsflusses zwischen den beteiligten Institutionen und den Kraftfahrern. An der Befragung zur Rehabilitationspraxis in Europa nahmen insgesamt 47 Anbieter von 87 Rehabilitationsprogrammen aus 12 europaeischen Laendern teil. An der Fragebogenumfrage zur Analyse von Einstellungs- und Veraenderungsprozessen beteiligten sich 7.339 Personen aus 9 europaeischen Laendern nach erfolgreicher Teilnahme an Gruppenprogrammen zur Rehabilitation alkoholauffaelliger Kraftfahrer. Auf dieser Grundlage wurden zur Verbesserung des deutschen Massnahmensystems zur Sekundaerpraevention unter anderem Folgendes empfohlen: fruehzeitige Sensibilisierung alkoholauffaelliger Kraftfahrer fuer eine Teilnahme an Massnahmen zur Foerderung der Fahreignung, kostenneutrales Beratungsangebot zur Vorbereitung auf eine erfolgreiche Teilnahme an einer laengerfristigen Rehabilitationsmassnahme - moeglichst verbunden mit einer validen und oekonomischen Diagnostik zur Planung einer individuell angemessenen Intervention. Zudem koennte eine Erweiterung des sekundaerpraeventiven Massnahmenspektrums um Alkohol-Ignition-Interlocks durchaus Potenzial zur Erhoehung der Wirksamkeit des gesamten Massnahmensystems enthalten. Aufgrund der Ergebnisse des EU-DRUID-Projekts inklusive einer umfassenden Literaturanalyse wurde eine europaweite Implementierung von Rehabilitationsangeboten fuer alkohol- und drogenauffaellige Kraftfahrer empfohlen. Die Teilnehmerbefragung erbrachte hierfuer hohe Akzeptanzwerte. Vor der Rehabilitation ist eine zielgruppenspezifische Trennung der Massnahmen fuer Alkohol- und Drogendelinquenten angezeigt - zumindest durch diagnostische Abklaerung einer Abhaengigkeitserkrankung - da die derzeitigen psycho-therapeutischen Gruppeninterventionskonzepte verbunden mit edukativen Elementen fuer nicht abhaengige Personen geschaffen wurden. Als weitere Erfordernisse an umfassende Massnahmensysteme sind aufgefuehrt: beweissichere Atemalkohol- oder Blutanalysen zur Identifikation und rechtlichen Verfolgung alkohol- und drogenauffaelliger Kraftfahrer, Zugang der zustaendigen Richter zu wissenschaftlichen Befunden zur Wirkung verschiedener Massnahmen und deren moeglicher Kombination um adaequate Sanktionen anzuordnen.

  • Corporate Authors:

    UNIVERSITAET GREIFSWALD (DEU), PHILOSOPHISCHE FAKULTAET

    RUBENOWSTRASSE 3
    GREIFSWALD,   DEUTSCHLAND BR  D-17487
  • Authors:
    • KLIPP, S
  • Publication Date: 2009

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 132S

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01175127
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 6 2010 2:58PM