Commuten und tuten. Im Stadtverkehr findet das Auto seine hoechste Verdichtung und seine geringsten Parkplaetze

Das typische, citymaessig optimierte Stadtauto wurde erst spaet entwickelt. Das Kleinsein, erste Tugend eines Stadtwagens, wurde erst mit dem Aufkommen des Polo, des Panda und des Corsa modisch und schick. Vorlaeufer waren der Mini und spaeter in den 1970er Jahren der Autobianchi. In japanischen Ballungszentren muss man zur Wohnung eine passende Parkplatzmoeglichkeit fuer das Auto, dessen Groesse reglementiert ist, nachweisen. Kleinheit geht oft mit Wendigkeit konform. Bezueglich Wirtschaftlichkeit und Umweltbewusstsein haben die kleinen Autos die besseren Karten und in Fragen der Sicherheit sind sie besser, als allgemein vermutet wird. Die Zukunft des Autos ist so lange gesichert, als individueller Besitz begehrenswert ist, die Kosten nicht zu hoch sind und man schneller damit vorwaerts kommt als mit der Strassenbahn. Fuer das Auto spricht auch die "Behauslichkeit". Beim Einsteigen ist man bereits in einem Stueck ausgelagerter Heimat mit Soundanlage, Bodenteppich und Klimaanlage angekommen. Ein Feind im Stadtverkehr ist der Fussgaenger. Er ist selbst oft Autofahrer und sich seiner Huellenlosigkeit nicht gewahr, legt imaginaere Zebrastreifen aus und reduziert seine Sinneswahrnehmungen gerne auf das Gehoer. Ein weiterer Feind des Stadtautofahrers ist der Radfahrer. Bedient man heute ein Auto, hat man unmittelbaren Zugriff auf Strasse, Ellenbogentechnik und Entkommen. Das fuehrt zu waghalsigen Manoevern, die sich der Beredsamkeit von Handzeichen naehert. So werden etwa Vorrangansprueche durch barsches Heranfahren aus Nachrangsituationen provoziert oder verbotene Wendemanoever oft unter stillem Einverstaendnis der Herannahenden durchgefuehrt. Und je nach der Art des Zufahrens auf Fussgaenger wird diesen signalisiert, ob sie warten oder vorbeihuschen sollen. Die Autohersteller nehmen sich in juengster Zeit staerker der Stadtverkehrsbeduerfnisse an. Peugeot hat bei seinem Stadtwagen 1007 beispielsweise ein voellig neues Tuerenkonzept entwickelt. Zwei grossflaechige Schiebetueren oeffnen und schliessen sich lautlos mittels Fernbedienung. Zu einem heimlichen Stadtwagen ist der Gelaendewagen geworden. Hier bewegen sich wohl Aengstliche in einem Wolfspelz, denn rational laesst sich diese Entwicklung nicht erklaeren. Grundsaetzlich sollte ein idealer Stadtwagen viertuerig sein. Stadtautos praegen das Stadtbild stark mit, weshalb sie der Architektur zuzurechnen sind. Jeder Wagen bildet ein geschlossenes Universum und laesst jedes Zugestaendnis an die Architektur vermissen. Lediglich der Fiat Panda versucht, optisch an staedtische Gebaeude anzudocken. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD D361548. (KfV/A)

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01083715
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 978-3-85033-031-2
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jan 7 2008 11:09AM