Wenn Brücken die Antwort sind, wie lautet die Frage? Treibende soziale Faktoren für eine nachhaltige Entwicklung von Verkehrsinfrastruktur
Der Beitrag greift die Frage auf, wie die positiven Effekte von Infrastrukturprojekten frühzeitig den betroffenen Bürgern dargestellt werden können. Dazu müssen neben der verständlichen technischen Darstellung der Projekte langfristige soziale, ökonomische und ökologische Vorteile aufgezeigt und im Dialog mit den betroffenen Bürgern vermittelt werden. Die Hauptaufgabe liegt darin, Vertrauen aufzubauen, Respekt zu gewinnen und bestehende Ängste abzubauen, was an zwei Beispielen aus Deutschland und Großbritannien näher beschrieben wird. Die Stadt Ulm hat im Dezember 2018 die neue Straßenbahnline 2 mit dem zentralen Bauwerk „Kienlesbergbrücke“ über die Bahnanlagen am Hauptbahnhof eröffnet. Seitens der Bevölkerung bestand der Wunsch, die Qualität der Nord-Süd-Verbindung des öffentlichen Nahverkehrs und die Erschließung durch Radwege zu verbessern. Dies konnte durch den Neubau der Linie 2 verwirklicht werden. Die Entwurfsplanung verlief in kontinuierlicher Abstimmung mit Vertretern der Bürgerschaft. Ein bürgernaher Entwurf verlangte die Einbindung der visuellen Beziehungen zur bestehenden Neutorbrücke und zum Ulmer Münster. Nach Durchführung eines Gestaltungswettbewerbs entschloss man sich zum Bau eines stählernen Durchlaufträgers über fünf Felder mit wellenförmigem Überbau in Fachwerkbauweise. Der gesamte Stahlbau wurde aus Segmenten hinter dem westlichen Widerlager zusammengeschweißt und dann in die Endposition längs verschoben. Durch den Längsverschub waren keine Streckensperrungen der Bahn nötig, sodass Störungen durch die Herstellung minimiert werden konnten. Der Colne Valley-Regionalpark ist eine große zusammenhängende Grünfläche westlich von London mit mehreren Wasserläufen, Teichen, Wiesen und Waldflächen, der im Einzugsbereich eines neuen Hochgeschwindigkeitsbahnprojekts liegt. Ein 3,4 Kilometer langer Viadukt wird den Park künftig mittig durchschneiden. Das Projekt führte zu hitzigen Debatten in der Bevölkerung, sodass sich das englische Parlament entschloss, ein Konzeptpapier zu entwickeln, in dem die Anforderungen an Gestalt und Qualität festgeschrieben waren. In diesen Referenzentwurf flossen die Erkenntnisse aus zahlreichen Bürgerbeteiligungen und -befragungen ein. Im Vordergrund stand dabei die Entwicklung von Maßnahmen zur Minimierung der negativen Einwirkungen auf den Regionalpark. Der Viadukt wurde als flacher Durchlaufträger auf gespreizten Unterbauten in niedriger Höhe über dem Gelände ausgeführt. Die Unterseite des Überbaus ist zwischen den Schrägstielen in Form eines flachen Bogens ausgerundet. Der Querschnitt des Viadukts wird als Trog ausgeführt. Insgesamt erlaubt das Bauwerk durch seine Transparenz Durchblicke auf die Umgebung.
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Availability:
- Find a library where document is available. Order URL: http://worldcat.org/issn/09328351
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Authors:
- Knight, M
- Halaczek, B
- Publication Date: 2019-2
Language
- German
Media Info
- Media Type: Print
- Features: Figures;
- Pagination: pp 87-98
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Serial:
- Bautechnik
- Volume: 96
- Issue Number: 2
- Publisher: Ernst & Sohn GmbH
- ISSN: 0932-8351
Subject/Index Terms
- ITRD Terms: 9107: Ästhetik; 142: Öffentliche Beteiligung; 3455: Brücke; 311: Innenstadt; 9098: Kommunikation; 324: Park; 143: Planung; 313: Stadt; 1055: Verkehrsinfrastruktur
- Subject Areas: I20: PLANUNG UND ENTWURF VON VERKEHRSINFRASTRUKTUR; I24: BRUECKENENTWURF;
Filing Info
- Accession Number: 01708416
- Record Type: Publication
- Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
- Files: ITRD
- Created Date: Jun 25 2019 9:20AM