Die Rolle der Psychologischen Fahrverhaltensbeobachtungen im Beurteilungsprozess der Fahreignung von Senioren

Das diagnostische Instrumentarium zur Ueberpruefung der psychischen Leistungsfaehigkeit des Fahrers umfasst neben klassischen Testverfahren auch die Beobachtung konkreten Fahrverhaltens in definierten Verkehrssituationen unter realen Verkehrsbedingungen. In einer sogenannten psychologischen Fahrverhaltensbeobachtung koennen Fahrverhaltensmerkmale dabei entweder weitgehend situationsunabhaengig skaliert werden oder es werden streckenbezogene, situative Fahraufgaben definiert, die geloest werden muessen. Die psychologische Fahrverhaltensbeobachtung als wissenschaftliches Verfahren ist abzugrenzen von der „Fahrprobe" (Paragraf 2 Absatz 15 Strassenverkehrsgesetz), in der festgestellt werden soll, ob ein Behinderter mit einem speziell umgeruesteten Fahrzeug zum Fuehren von Kraftfahrzeugen geeignet ist. International existieren verschiedene, meist situationsuebergreifend bewertende Verfahren – haeufig als „road tests“ oder „driving performance tests“ bezeichnet – die in der Regel fuer bestimmte Zielgruppen wie Fahranfaenger, aeltere Fahrer, Fahrer mit vermuteten Demenzen, aber auch fuer Berufskraftfahrer konzipiert sind. Im deutschsprachigen Raum ist die „Wiener Fahrprobe“ ein etabliertes, sehr differenziertes und verkehrssituationsbezogenes Beobachtungsinstrument. Aufbauend auf der Wiener Fahrprobe entwickelte eine Arbeitsgruppe um Fastenmeier und Gstalter ein modulares und universell einsetzbares System zur situativen Fahrverhaltensbeobachtung und Fehleranalyse, das seit vielen Jahren mit entsprechenden Modifikationen fuer verschiedene Zwecke in Feldbeobachtungen verwendet wurde. Dargelegt werden die Einsatzzwecke des Verfahrens sowie die Ergebnisse von Fahrverhaltensbeobachtungen mit aelteren Autofahrern. Es hat sich gezeigt, dass Alter und Kilometerleistung die Praediktoren sind, die den staerksten und groessten Einfluss auf das tatsaechliche Leistungsvermoegen aelterer Fahrer im Realverkehr haben. Verschiedene Testverfahren und individuelle Variablen korrelieren zwar ebenfalls mit der Leistung in der Fahrverhaltensbeobachtung, liegen aber in ihrer Effektstaerke zurueck. Diskutiert werden des Weiteren methodische Anforderungen. Es wird geschlussfolgert, dass die psychologische Fahrverhaltensbeobachtung als eigenstaendige eignungsdiagnostische Vorgehensweise etablierbar sein koennte. Auch bei scheinbar schlechten Leistungen aelterer Fahrer in herkoemmlichen Testverfahren schneiden diese in Fahrverhaltensbeobachtungen gegebenfalls erheblich besser ab, als nach den Testergebnissen zu erwarten gewesen waere. Insbesondere gegenueber dem Unfallkriterium weisen Fahrverhaltensbeobachtungen eine wesentlich bessere testtheoretische Guete auf.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: Figures; References; Tables;
  • Pagination: pp 30-9
  • Monograph Title: Interdisziplinaere Unfallrekonstruktion und Praevention. 10. Gemeinsames Symposium der Deutschen Gesellschaft fuer Verkehrspsychologie e.V. (DGVP) und der Deutschen Gesellschaft fuer Verkehrsmedizin e.V. (DGVM) am 5. und 6. September 2014 in Muenchen
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01595852
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • ISBN: 978-3-7812-1927-4
  • Files: ITRD
  • Created Date: Apr 11 2016 10:13AM