Rehabilitation verkehrsauffaelliger Kraftfahrer. Zur Wirksamkeit paedagogischer und psychologischer Interventionen bei Punktetaetern

Im neuen Fahreignungs-Bewertungssystem sind seit 1. Mai 2014 die beiden bekannten Massnahmen fuer Punkteauffaellige - Aufbauseminar fuer Punkteauffaellige (ASP) und die verkehrspsychologische Beratung - entfallen. ASP fanden entweder freiwillig (und dann mit einem Punkterabatt) oder aufgrund einer Anordnung statt; die verkehrspsychologische Beratung freiwillig, ebenfalls mit Punkterabatt. Das neue Fahreignungsseminar kombiniert als Massnahme verkehrspaedagogische und -psychologische Anteile, der Besuch ist freiwillig und fuehrt zum Abzug von einem Punkt im Register. Den Empfehlungen des EU-Projekts Bestpoint, den wiederholt Verkehrsauffaelligen beziehungsweise ihren „hartnaeckigen Problemen" mit der Regeleinhaltung umfassende und abgestufte Massnahmen der Diagnostik, Nachschulung und Rehabilitation entgegenzusetzen, ist die Reform des Punktsystems damit nicht gefolgt. Es wird festgestellt, dass man seit der Abschaffung der Nachschulungskurse fuer Punktetaeter gemaess Paragraf 70 Fahreignungsverordnung (FeV) Ende des Jahres 2010 erneut den Eindruck gewinnt, dass in Deutschland Hilfestellungen zur Besserung hinter Massnahmen der Bestrafung und des Ausschlusses zurueckstehen sollen. Hinterfragt wird, ob der Gesetzgeber den Glauben an die Einsicht und Umkehr sowie an den Erfolg von Resozialisierung von verkehrsauffaelligen Kraftfahrern verloren hat und was man ueber die Wirkung von ASP und verkehrspsychologischer Beratung weiss. Aussagen der Wirkungs- beziehungsweise Evaluationsstudien zu den beiden Massnahmen werden untersucht und diese anschliessend zusammenfassend bewertet. Als Fazit wird festgestellt, dass von einer Wirkungslosigkeit der paedagogischen und psychologischen Hilfestellungen des alten Punktesystems bei einer differenzierten Betrachtung der Untersuchungsbefunde nicht die Rede sein kann. Viele Indikatoren sprechen dafuer, dass sie Einstellungen, aber auch Verhaltensaenderungen bewirkt haben, die zu regelgerechtem Verkehrsverhalten oder aber zumindest zu einer Reduzierung der Haeufigkeit und Schwere von Delikten sowie der Anzahl von Straftaten und Verkehrsunfaellen beigetragen haben. Die skeptischen Befundinterpretationen illustrierten wohl eher die zu hohen und deshalb enttaeuschten Erwartungen an die Wirkungen der Seminare und der Beratung. Vor der Abschaffung durchaus wirksamer Massnahmen zur Foerderung regelgerechten Verkehrsverhaltens sei man in der Abschaetzung ihrer Wirksamkeit nicht sorgfaeltig und differenziert genug vorgegangen.

Language

  • German

Media Info

  • Media Type: Print
  • Features: References;
  • Pagination: pp 22-7
  • Serial:

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01537318
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Sep 11 2014 10:35AM