Brueckenlager sprengen. Minenanlagen zur Zerstoerung von Brueckenpfeilern / Demolishing bridge bearings. Bridge pillars with permanent mine chambers

Beschrieben wird die Entwicklungsgeschichte von Minenanlagen zur Zerstoerung von Brueckenpfeilern und es wird dargestellt, welche konstruktiven Auswirkungen solche Anlagen auf die Pfeiler und Auflagerbereiche haben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich bei den Militaers immer mehr der Gedanke durch, dass man im Kriegsfall den Feind durch teilweise Zerstoerung grenznaher Eisenbahnlinien am Vordringen in das eigene Land hindern koenne. Besonders geeignet schien dazu die Sprengung von Bruecken und Tunneln. Die technische Loesung bestand darin, die Brueckenpfeiler mit Minen zu bestuecken und zusaetzlich wichtige Strombruecken durch Festungsbauwerke zu schuetzen. Minenanlagen in Brueckenpfeilern und Widerlagern wurden seit der Zeit haeufig realisiert. So ist es nicht verwunderlich, dass sie in funktionstuechtigem Zustand gelegentlich bei Brueckeninstandsetzungen, Teilneubauten und beim Rueckbau anzutreffen sind. Ein Beispiel dafuer ist der Abbruch der 1945 teilzerstoerten Elbebruecke Doemitz. Bei dieser Strassenbruecke waere es beinahe zu einem Unfall gekommen, da scharfe Minen und Sprengkapseln in einem Brueckenpfeiler uebersehen wurden. Es gibt weitere Beispiele die belegen, dass das Aufspueren und Behandeln vorbereiteter Minenanlagen bei Arbeiten an Bruecken im Bestand mit entsprechenden Positionen in das Leistungsverzeichnis aufzunehmen ist. In der Fruehzeit des Einbaus von Minenanlagen gab es zivile Widerstaende und Argumente gegen solche Anlagen, die auch von manchen Militaers geteilt wurden. Aufgrund fehlender Planunterlagen sind heute nur wenige aeltere Minenanlagen nachweisbar, darunter in den Landpfeilern der Eisenbahnbruecke ueber die Mosel bei Koblenz-Luetzel und bei der Rheinbruecke Koblenz-Pfaffendorf. Ab 1870 wurde die Anlage von Minenkammern zum Ingenieuralltag. Bei Eisenbahnbruecken waren Einstiegsschaechte und grosse Kammern in Flusspfeilern und Widerlagern ueblich geworden. Die Kammern sollten im Bedarfsfall mit Pulverladungskaesten gefuellt werden. Nachweisbar ist das zum Beispiel bei der Eisenbahnbruecke Haemerten ueber die Elbe. Eine flaechendeckende Anwendung der Minenanlagen bei Bruecken ergab sich aus einer Initiative des Generalstabschefs von Moltke, der 1870 aeusserte, dass wegen der geringen Kosten Minenanlagen nicht auf grosse Bruecken beschraenkt bleiben sollten. Die Anlage von Hohlraeumen in Pfeilern und Widerlagern zur Aufnahme von Minenanlagen brachte statische Probleme mit sich, die haeufig zu ueberdimensionierten Pfeilern fuehrte. Bedingt war das dadurch, dass die Widerstandslinien der Explosionen zielgerichtet unter den Auflagerbereichen angeordnet wurden, um eine vollstaendige Zerstoerung der Pfeiler und ein Abkippen der Ueberbauten zu errreichen. Die in Deutschland ueblichen Minen waren Kammerminen in T- oder L-Form und roehrenfoermige Schlauchminen. Bei Betonbruecken stellte sich bald eine kombinierte Minenform aus diesen beiden Minenarten als besonders geeignet heraus. Probleme bereiteten in allen deutschen Laendern weiterhin die Zustaendigkeiten fuer Minenanlagen, die sowohl vom Militaer als auch von den zivilen Behoerden beansprucht wurden. Mit Beginn der deutschen Wiederaufruestung in den 1930er Jahren trat eine verstaerkte Geheimhaltung bei Minenanlagen ein, sodass heute Belege fuer solche Anlagen selten sind. Nach 1945 wechselte in den westdeutschen Besatzungszonen die Minierungstechnik. Bei Eisenbahnbruecken entfielen im Gleisbett liegende Einstiege und es wurden in Reihe liegende horizontale Schaechte mit Ladesteg gebaut. Das im Kalten Krieg geforderte Stillschweigen ueber Minenanlagen bringt heute und auch kuenftig Schwierigkeiten beim Berechnen, Bewerten und bei der Instandsetzung von Brueckenpfeilern im Bestand mit sich. ABSTRACT IN ENGLISH: Bridge pillars with permanent mine chambers are not noted in technical literature and bridge maintenance. The article explores an outline history of these constructions, executed in Germany since the 19th century. Discussing the constructive effects of mine chambers, the ongoing influences to bridge pillars and bearings will be pointed out. (A)

  • Authors:
    • MENDE, V
  • Publication Date: 2013-12

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 911-20
  • Serial:
    • Stahlbau
    • Volume: 82
    • Issue Number: 12
    • Publisher: Ernst (Wilhelm) and Sohn

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01505883
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jan 28 2014 9:19AM