Erhoehung der Verkehrssicherheit durch Incentivierung
Durch weiterentwickelte Fahrzeugkonstruktion und neue Assistenzsysteme haben sich technische Praeventions- und Schutzmassnahmen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert, das individuelle Fahrverhalten hingegen hat sich nur unwesentlich veraendert. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit wird das Potenzial positiver Anreize zur Verbesserung individuellen Fahrverhaltens aufgezeigt. Diesem liegt die Praemisse zugrunde, dass im Gegensatz zur rein repressiven Massnahme der Busse die Belohnung ein fuer die Verkehrssicherheit zutraegliches Fahrverhalten foerdert. Dimensionen sicheren Fahrverhaltens (zum Beispiel Einhaltung von Geschwindigkeitsvorgaben, Ablenkung etc.), deren Erfassbarkeit mittels technischer Systeme (zum Beispiel Fahrzeug-Sensorik, Strassen-Infrastruktur etc.) und Moeglichkeiten zur Incentivierung sicheren Fahrverhaltens (zum Beispiel Emotionalisierung, Personalisierung etc.) werden vorgestellt und diskutiert. Zusammenhaenge zwischen messbarem Fahrverhalten, technischer Erfassung und lncentivierung werden zu einem lncentivierungs-Regelkreis abstrahiert, der als Grundlage fuer die Bewertung heutiger und moeglicher zukuenftiger Szenarien dient. Unter Beruecksichtigung moeglicher Stakeholder (Interessensgruppen) und weiterer Rahmenbedingungen (zum Beispiel Datenschutz) werden vier heutige Anwendungsszenarien beschrieben und hinsichtlich ihres Potenzials bezueglich positiv induzierter Verhaltensaenderungen geprueft. Es zeigt sich, dass heutige Anwendungen hinter den Moeglichkeiten zurueck bleiben. Zwar existieren haeufig klare Zielvorgaben (zum Beispiel "nicht zu schnell fahren"), motivational stark wirkende Faktoren wie personenbezogenes (positives) Feedback oder soziale Normen werden hingegen kaum beruecksichtigt. Daher werden vier Szenarien vorgeschlagen, die einen staerkeren Einbezug wirksamer Incentivierungs-Massnahmen ermoeglichen: Beim Safety Bonus (Sicherheitsbonus) wird vorhandene Strasseninfrastruktur genutzt, um Fahrverhalten aufzuzeichnen. Wer besonders sicher faehrt, erhaelt Geld zurueck. Das Fleet Benchmarking (Flotten-Bezugsnorm) ermoeglicht Flottenbetreibern, sich im Rahmen einer Rangliste mit anderen Firmen zu vergleichen. Sicheres Fahren kann dabei durch steuerliche oder versicherungsbezogene Vorteile fuer die Flottenbetreiber sowie durch Moeglichkeiten zur Profilierung (,,Wir befoerdern Ihr Gut am sichersten") gefoerdert werden. Im Advanced Driver-Ansatz (fortgeschrittener Fahrer) werden in Zusammenarbeit mit einem Verkehrsclub Smartphones eingesetzt, um Fahrverhalten zu erfassen. Mitgliedern wird es so moeglich, dezidierte Rueckmeldungen ueber ihren Fahrstil oder Benzinverbrauch zu erhalten oder ihr Fahrverhalten mit dem Durchschnitt aller Nutzer zu vergleichen. Hierdurch wird die technische Grundlage fuer eine Vielzahl unterschiedlicher Incentivierungs-Systemen in Form von "Apps" gelegt, unter anderem die Moeglichkeit, Fahrverhalten durch spielerische Elemente nachhaltig zu veraendern. Alle Umsetzungsszenarien werden in Bezug auf Potenzial und Machbarkeit im Sinne des Incentivierungs-Regelkreises beurteilt. Mit Ausnahme des Driver Behavior-Ecosystems (Fahrverhaltens-Oekosystem), dessen Umsetzungsdauer als zu lang eingestuft wird, werden alle Szenarien zudem mit Experten diskutiert und in Hinblick auf ihre Realitaetsnaehe und ihr Potenzial validiert. Als Grundlage eines Forschungspakets kann die Arbeit dazu dienen, erste Pilotprojekte zur Incentivierung sicheren Fahrverhaltens in die Wege zu leiten. Zudem erweist sich der Incentivierungs-Regelkreis als robustes Instrument zur schnellen Generierung und Evaluierung neuer Ideen im Spannungsfeld zwischen Verkehrssicherheit und positiver Anreizen. Titel in Englisch: Improving road safety through incentives.
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Corporate Authors:
BUNDESAMT FUER STRASSENBAU (ASTRA) / OFFICE FEDERAL DES ROUTES (OFROU)
MUEHLESTRASSE 2, ITTIGEN
BERN, Switzerland CH-3003 -
Authors:
- LINGWOOD, S
- MOSER, M
- STOKAR, D
- ACKERMANN, L
- PAEFGEN, J
- KEHR, F
- Publication Date: 2012-12
Language
- German
Media Info
- Pagination: 108S
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Serial:
- Issue Number: 1399
Subject/Index Terms
- TRT Terms: Attitudes; Behavior; Defensive drivers; Driver information systems; Drivers; Driving; Evaluation; Human factors; Improvements; Incentives; Measurement; Motivation; Research reports; Safety; Scale models; Technology
- Geographic Terms: Switzerland
- ITRD Terms: 2267: Akzeptanz; 1578: Belohnung (Anreiz); 9020: Bewertung; 1888: Defensives Fahren; 1772: Fahrer; 8763: Fahrerinformation; 1855: Fahrzeugführung; 8559: Forschungsbericht; 2257: Menschlicher Faktor; 6136: Messung; 6205: Modell; 2295: Motivation; 8110: Schweiz; 1665: Sicherheit; 3855: Technologie; 9108: Verbesserung; 9001: Verhalten
- Subject Areas: Safety and Human Factors; I83: UNFALL UND MENSCH; I91: FAHRZEUGKONSTRUKTION;
Filing Info
- Accession Number: 01501171
- Record Type: Publication
- Source Agency: Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)
- Files: ITRD
- Created Date: Dec 11 2013 11:27AM