Schwerstverletzungen bei Verkehrsunfaellen

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) bearbeitete im Rahmen des Projekts insbesondere die Fragestellung, wie oft Strassenverkehrsteilnehmer, von Fussgaengern bis zu Nutzfahrzeuginsassen, bei Unfaellen lebensbedrohliche oder toedliche Verletzungen erleiden, welche Verletzungsmuster dabei vorherrschen und welche Unfallmechanismen dafuer verantwortlich sind. Die amtliche Unfallstatistik ist fuer die Beantwortung dieser Fragestellung nicht detailliert genug und klinische Studien enthalten in der Regel zu wenige Informationen ueber den Unfallablauf. Es wurde eine grossteils prospektive Erhebung von November 2007 bis Dezember 2008 in einer sueddeutschen Region mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern durchgefuehrt, die als repraesentativ fuer das schwere Unfallgeschehen in Deutschland gelten kann. Es wurden anonym alle Verkehrsteilnehmer dokumentiert, bei denen die Gesamtverletzungsschwere nach dem sogenannten Injury Severity Score (ISS) 16 oder mehr Punkte betrug (meist in Form eines sogenannten Polytraumas) oder die an den Folgen ihrer Verletzungen innerhalb von 30 Tagen verstarben. Im Rahmen der Studie werden diese Unfallopfer unter dem Begriff „Schwerstverletzter“ zusammengefasst, wenngleich zu diesem Terminus in Unfallmedizin und Verkehrssicherheit bislang noch kein einheitliches Verstaendnis herrscht. Die Fallerhebung und -dokumentation wurde in Zusammenarbeit mit Rettungsleitstellen, Traumazentren, Ermittlungsbehoerden und Feuerwehren durchgefuehrt. Im Erhebungszeitraum wurden 149 Personen mit lebensbedrohlichen Verletzungen in Krankenhaeusern behandelt, von denen 22 in der Klinik verstarben. 76 Opfer waren noch an der Unfallstelle ums Leben gekommen. In beiden Gruppen hatten Pkw-Insassen bei weitem den groessten Anteil. Meist handelte es sich um Fahrer, die bei einem Frontal- oder Seitenaufprall schwerst verletzt wurden. Etwa ein Drittel der klinisch Behandelten und ein Fuenftel der sofort Getoeteten setzte sich aus Zweiradbenutzern (Kraftrad und Fahrrad) zusammen und ungefaehr zehn Prozent der Schwerstverletzten waren Fussgaenger. Schaedel-Hirn-Traumata beeinflussten haeufig den toedlichen Ausgang von Verletzungen, aber stumpfe Brustverletzungen und schwere Frakturen der Extremitaeten trugen erheblich zur Gesamtverletzungsschwere und haeufig auch zu langen Behandlungszeiten bei. Fuer die verschiedenen Arten der Verkehrsbeteiligung und teilweise auch fuer die Aufprallart konnten typische Verletzungsmuster bestimmt werden. Es ist davon auszugehen, dass etwa jeder Zehnte, der im amtlichen Sinne als „schwerverletzt“ gilt, lebensbedrohliche Verletzungen erleidet, aber ueberlebt. Fuer das Jahr 2008 ist mit etwa 7.000 Betroffenen zu rechnen, von denen die Mehrheit lang anhaltende oder dauerhafte Behinderungen zu erwarten hat. Betrachtet wurde auch die Rettung der Schwerstverletzten bis zur Einlieferung ins Krankenhaus, um Moeglichkeiten fuer eine Verkuerzung der Rettungsdauer untersuchen zu koennen. Mit Angehoerigen verschiedener an der Unfallrettung beteiligter Einrichtungen aus dem ganzen Bundesgebiet wurde darueber hinaus ein Workshop „Optimierung der Rettungskette“ abgehalten. Die Phase der Befreiung und praeklinischen Versorgung eingeklemmter Fahrzeuginsassen wurde dabei als entscheidend fuer die gesamte Rettungszeit identifiziert. Bei Rettungsuebungen an schwer, aber identisch deformierten Fahrzeugen wurde die Dauer einzelner technischer Befreiungsmassnahmen durch die Feuerwehr und in Abhaengigkeit von den eingesetzten Rettungsgeraeten ermittelt.

  • Record URL:
  • Availability:
  • Supplemental Notes:
    • Forschungsbericht Nummer 13 auf www.udv.de. Siehe auch "Unfallforschung kompakt", 01479296.
  • Corporate Authors:

    Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), Unfallforschung der Versicherer (UDV)

    Wilhelmstrasse 43/43G
    Berlin,   Germany  D-10117
  • Authors:
    • MALCZYK, A
  • Publication Date: 2011-8

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01503487
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • ISBN: 9783939163398
  • Files: ITRD
  • Created Date: Jan 8 2014 8:18AM