Der Bau eiserner Bruecken im Suedwesten Deutschlands 1844 - 1889. Teil 2: Gittertraegerbruecken und Taktschiebeverfahren / Early iron bridges of south-western Germany 1844 to 1889. Part 2: Lattice bridges and incremental launching method

Im Teil 2 gehen die Autoren auf den Bau von Gittertraegerbruecken und die Anwendung des Taktschiebeverfahrens ein. Hervorgerufen durch schwere Schaeden an Bruecken aus Gusseisen durch starke Hochwasser im Jahre 1851 im Schwarzwald und am Oberrhein, wurde im Suedwesten Deutschlands kurzfristig der Wechsel vom Gusseisen zum Schweisseisen als Material fuer Bruecken eingeleitet. Bereits 1852 entstand in Pforzheim eine Gittertraegerbruecke aus Bandeisen. In Deutschland waren zuvor als Eisenbahn-Gittertraegerbruecken die Neissebruecke bei Guben und die Ruhrbruecke bei Altstaden erbaut worden. Bei der Auer Bruecke ueber Nagold und Enz in Pforzheim handelt es sich jedoch um eine Strassenbruecke in Gittertraegerbauweise. Kritik war schon frueh an dieser Konstruktionsart geuebt worden, da die Diagonalen im Bereich hoher Querkraefte zum Ausknicken neigten. Trotzdem setzten sich Gittertraegerbruecken in den 1850er Jahren auch in Deutschland wegen ihrer fertigungstechnischen Vorteile durch. Eine weitere Gittertraegerbruecke entstand in Offenburg als Eisenbahnbruecke ueber die Kinzig. Massgeblich am Bau der Bruecken beteiligt war die Firma Gebrueder Benckiser. Einen wesentlichen Anteil an Entwurf und Bau der Pforzheimer Bruecke hatte Julius Naeher, der auch eine ausfuehrliche Beschreibung der Gittertraegerbruecke veroeffentlichte. Ein wichtiger Faktor beim Aufstieg der Firma Gebrueder Benckiser war der enge Kontakt zum Eisenbahnpionier Karl von Etzel, der 1853 beruflich zur neu gegruendeten Schweizerischen Centralbahn wechselte. Fuer diese Gesellschaft baute die Firma Benckiser in der Schweiz insgesamt 13 Eisenbahnbruecken. Darunter auch die Gittertraegerbruecke ueber die Wiese bei Basel. Wurden bis dahin die Bruecken auf einem Lehrgeruest erbaut, wendete man bei dieser Bruecke erstmals ein Verfahren an, bei dem der gesamte Ueberbau hinter einem Widerlager hergestellt und dann ueber eine Hilfsbruecke und Rollen zum jenseitigen Widerlager geschoben wurde. Eine Weiterentwicklung des Verfahrens, naemlich ohne Hilfsgerueste, kam beim Bau der Thurbruecke bei Andelfingen in der Schweiz zur Ausfuehrung. Funktional und technisch entspricht dieses Verfahren dem heute bekannten Taktschiebeverfahren, das haeufig bei Betonbruecken angewendet wird. Es geht aber urspruenglich aus dem Bau von eisernen Gittertraegerbruecken hervor. Beim Bau der zweiten Eisenbahnbruecke ueber die Aare bei Bern wendete die Firma Gebrueder Benckiser wegen einer grossen Hauptspannweite von 60 m eine weitere Neuerung an. Sie setzte erstmalig einen Vorbauschnabel, damals noch aus Holz zur Gewichtseinsparung, ein. Beim Bau der Aarebruecke wird erstmals als leitender Ingenieur der Firma Benckiser Bernhard Rudolf Bilfinger genannt, der massgeblich an der Entwicklung der Firma hin zu einer ueberregional bekannten Brueckenbauanstalt beteiligt war. Siehe auch Teil 1 des Beitrags "Mit Holz zum Eisen", ITRD D368986 und Teil 3 "Vom Gittertraeger zum Fachwerk", ITRD D370302. ABSTRACT IN ENGLISH: Since the time of the first iron bridge at Coalbrookdale until the 19th century "iron" was understood as "cast-iron", because almost all early iron bridges were made of this brittle material. For railway bridges the much more sustainable wrought iron had to be applied and other structural systems had to be developed. The Britannia and the Conway Bridges on the railway between Chester and Holyhead in Northern Wales, designed by Robert Stevenson (1850 - 1894) in 1850 were of the first huge tubular beams made from large wrought iron plates, a milestone in engineering of that time. A few years later in 1857 a similar tubular bridge structure was finshed, the Weichsel-Bruecke in Dirschau (nowadays Poland), where the iron plates were replaced by lattice girders constructed from crosswise arranged wrought iron ribbons according to the lattice girders invented by the American engineer Ithiel Town (1784 - 1844). Despite of various technical and statical problems of this construction the lattice-girders had important advantages concerning manufaction as well as the construction of multi-span beams designed this way. (A) See also part 1 of the contribution "Iron via wood", ITRD D368986 and part 3 "From lattice girders to truss girders", ITRD D370302.

  • Authors:
    • TRAUTZ, M
    • VOORMANN, F
  • Publication Date: 2012-2

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 133-41
  • Serial:
    • Stahlbau
    • Volume: 81
    • Issue Number: 2
    • Publisher: Ernst (Wilhelm) and Sohn

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01447369
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Sep 26 2012 10:13AM