Der Bau eiserner Bruecken im Suedwesten Deutschlands 1844 bis 1889. Teil 1: Mit Holz zum Eisen / Early iron bridges of south-western Germany 1844 to 1889. Part 1: Iron via wood

Den Bau von grossen, eisernen Bruecken in Deutschland seit Mitte des 19. Jahrhunderts verbinden die meisten Menschen mit den grossen bekannten Firmen an Rhein und Ruhr. In dieser ersten Phase der Industrialisierung gab es aber auch an anderen Orten in Deutschland eine erfolgreich taetige eisenverarbeitende Industrie. Der Beitrag behandelt das Wirken der Firma Gebrueder Benckiser in Pforzheim. Auch hier gab es einen Huettenbetrieb, der aber wegen Mangels an Steinkohle das Eisen mit Holz und unter Ausnutzung der Wasserkraft herstellte. Die grossen Waldbestaende des Schwarzwaldes machten es moeglich, dass vielerorts anstehende aber wenig ergiebige Erz in kleinen Betrieben mittels Holzkohle zu verhuetten. So entstand auch in Baden, im Suedwesten Deutschlands, eine nur regional taetige aber dennoch vielschichtige eisenverarbeitende Industrie. Eine der bedeutenden Firmen war dort um 1845 die Karlsruher Maschinenfabrik Kessler, die bekannt wurde durch den Bau von Dampflokomotiven, aber auch mehrere gusseiserne Eisenbahnbruecken in Baden errichtete. Die Taetigkeit der Firma Benckiser erlangte hingegen im Laufe der 1850er Jahre durch den Bau von weitgespannten Gittertraegerbruecken ein internationales Ansehen. Nicht unerwaehnt bleiben duerfen die Impulse, die fuer den Brueckenbau im Suedwesten durch die Ausbildung von Ingenieuren am Karlsruher Polytechnikum, das nach franzoesischem Vorbild eingerichtet worden war, und von der badischen Eisenbahnverwaltung ausgingen. Die Streckenfuehrung der Badischen Hauptbahn von Mannheim nach Basel, die in Konkurrenz zur Bahnstrecke auf der franzoesicher Rheinseite enstand, erforderte die Ueberbrueckung der zahlreichen Zufluesse zum Rhein. Die beiden wichtigsten, in den 1840er Jahren gebauten Bruecken dieser Strecke sind die Elzbruecke bei Sexau im Kreis Emmendingen und die Ueberquerung der Kinzig bei Offenburg. Planung, Entwurf und Ausfuehrung dieser beiden Bruecken werden beschrieben und die beteiligten Ingenieure vorgestellt. Fuer den Bau der Eisenbahnbruecken schlossen sich die Firmen Kessler und Benckiser in einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Die Familie Benckiser war durch Waldbesitz und Holzhandel Mitte des 18. Jahrhunderts zu Geld und Ansehen gekommen. Ab Mitte der 1830er Jahre konnte der Pforzheimer Huettenbetrieb, der mittlerweile unter der Bezeichnung Gebrueder Benckiser firmierte, wesentlich ausgebaut werden. Zusaetzlich zu den Hochoefen entstanden zwei mit Holz betriebene Puddeloefen. Hergestellt wurden vor allem kleinteilige Eisenwaren fuer den regionalen Markt. Der Aufschwung endete jedoch schon bald durch den allgemeinen Preisverfall, wobei sich insbesondere der unguenstige Standort bemerkbar machte, der den Zukauf von Roheisen aus anderen Huettenwerken erforderte. Diese schwierigen Verhaeltnisse veranlassten Christoph Eberhard Benckiser, den damaligen Besitzer des Eisenwerks, die Firmentaetigkeit auf den Bau eiserner Bruecken auszudehnen. 1845 trat mit dem Sohn August Theodor Benckiser ein technisch gut ausgebildeter Ingenieur in die Firma ein, der durch Auslandsreisen umfassende Erfahrungen im Brueckenbau sammelte. Siehe auch Teil 2: Gittertraegerbruecken und Taktschiebeverfahren, ITRD D370141 und Teil 3: Vom Gittertraeger zum Fachwerk, ITRD D370302. ABSTRACT IN ENGLISH: When imagining the first large imposing iron bridges built after the mid 19th century in Germany the first association is drawn to foundries on the rivers Rhine and Ruhr, such as Harkort, the Gutehoffnungshuette or MAN. But it is easily ignored that during the early phase of industrialisation ironworking factories were effectively operating also at other locations. One of these places was Pforzheim with the factory of the Gebrueder (Brothers) Benckiser. From the early minor mill factory an iron plant of international importance prospered. For more than four decades the factory at Pforzheim constructed iron bridges for the railway companies in Baden, in Wuerttemberg, in Hesse, in the Bavarian Palatinate as well as in Switzerland, Austria and Hungary. Following the foundation of the German Empire in 1871 the company at Pforzheim had increasingly difficulties meeting the competition pressure from the large companies on the Rhine and the Ruhr. Production came to a halt and the companies' history faded into obscurity. See also part 2: Lattice bridges and incremental launching method, ITRD D370141 and part 3: From lattice girders to truss girders, ITRD D370302.

  • Authors:
    • TRAUTZ, M
    • VOORMANN, F
  • Publication Date: 2012-1

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 57-62
  • Serial:
    • Stahlbau
    • Volume: 81
    • Issue Number: 1
    • Publisher: Ernst (Wilhelm) and Sohn

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01445116
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Sep 11 2012 9:12AM