Nachhaltigkeit im Brueckenbau

In vielen Bereichen des menschlichen Lebens erhaelt die Einhaltung von Nachhaltigkeitsaspekten eine immer groessere Bedeutung. Dabei stellt sich zunehmend die Frage, welche Inhalte mit dem Schlagwort "Nachhaltigkeit" im jeweils betrachteten Lebensbereich verbunden sind. Brueckenbauwerke verursachen im Rahmen von Strassenbauprojekten sowohl beim Neubau als auch bei der Erhaltung den meist groessten Anteil an den Gesamtkosten. Die Strassenbauverwaltungen muessen die aufzubringenden Kosten so wirtschaftlich wie moeglich einsetzen und haben daher schon vor Jahrzehnten begonnen, Methoden zum optimalen Einsatz der finanziellen Ressourcen zu entwickeln. In diese Entwicklung ist seit langem die Bundesanstalt fuer Strassenwesen (BASt) forschend und organisierend eingebunden, insbesondere durch die anwendungsreife Erarbeitung eines so genannten Brueckenmanagementsystems (Bridge Management System). Um jedoch Brueckenbauwerke im Sinne der Nachhaltigkeit oekonomisch und oekologisch optimiert sowie funktional und soziokulturell angemessen zu realisieren, sind spezielle und teilweise neue Wertungskriterien und die zugehoerigen Methoden und Instrumente zu erarbeiten. Auf Initiative des Bundesministeriums fuer Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) werden daher in einer Arbeitsgruppe der BASt unter Beteiligung von Experten aus der Forschung und Baupraxis Verfahren der Nachhaltigkeitsbewertung fuer Bauwerke der Strasseninfrastruktur erarbeitet. Eine Grundlage fuer diese Arbeiten ist der in Zusammenarbeit zwischen BMVBS und Umweltministerium verfasste "Leitfaden Nachhaltiges Bauen". Zentraler Aspekt von Nachhaltigkeitsbetrachtungen ist die Beruecksichtigung aller Einflussgroessen ueber die Nutzungsdauer des jeweiligen Bauwerks im Sinne der Betrachtung des Lebenszyklus, der bei der Realisierungsentscheidung beginnt, sich ueber Herstellung und Nutzung des Bauwerks fortsetzt und schliesslich mit den Rueckbau endet. Auf die rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen und die einzelnen Schritte bei der Planung, Ausschreibung und Vergabe wird ebenso eingegangen wie auf die Bauausfuehrung sowie den Betrieb und die Erhaltung der Bruecken. Groessere Infrastrukturmassnahmen erfordern in aller Regel ein Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren, in dem unter anderem auch eine Umweltvertraeglichkeitspruefung erfolgt. In diesem Zusammenhang ist besonders auf die Einhaltung der europaeischen Flora-Fauna-Habitat (FHH)-Richtlinie hinzuweisen. Hier fliessen also durchaus schon Nachhaltigkeitskriterien ein, waehrend das bisher bei den Vergabeentscheidungen haeufig noch nicht hinreichend umgesetzt wird. Es ist im Sinne der Optimierung der Nachhaltigkeit nicht gerechtfertigt, dem Angebot mit dem niedrigsten Herstellungspreis den Zuschlag zu geben, wenn nicht gleichzeitig die Folgekosten ueber die gesamte Nutzungsdauer in die Vergabeentscheidung mit einfliessen. Planung und Ausfuehrung von Brueckenbauwerken sind in grundlegenden Technischen Regelwerken festgelegt, die bereits Nachhaltigkeitskriterien wie Sicherheit, Dauerhafttigkeit, Wirtschaftlichkeit sowie Wartungsfreundlichkeit und Qualitaetssicherung enthalten. Aber auch hinsichtlich dieser und weiterer Kriterien ist immer noch ein Optimierungspotenzial vorhanden. Bei Erhaltung und Betrieb der Bauwerke hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die ueberragende Bedeutung von Erhaltungsprogrammen herausgestellt, um die finanziellen Ressourcen wirtschaftlich optimal im Sinne der Nachhaltigkeit einsetzen zu koennen. Eine der wichtigsten Grundlagen fuer die Erstellung solcher Programme sind die in den Regelwerken geforderten Brueckenpruefungen und die Bewertung des Zustands der Bauwerke. Wie zuvor dargestellt, werden schon partiell in den einzelnen Phasen einer Lebensdauerbetrachtung Nachhaltigkeitsaspekte beruecksichtigt. Es fehlt jedoch ein auf einheitlichen Ansaetzen beruhendes ganzheitliches und systematisch aufgebautes Bewertungssystem ueber alle Phasen der Nutzungszeit. Dabei muss der Bereich des Brueckenbaus immer im Zusammenhang mit dem Gesamtsystem (Strasse, Bruecke, Tunnel) gesehen werden. Die bei der BASt angesiedelte Projektgruppe "Nachhaltigkeitsbewertung der Strasseninfrastrukturen" erarbeitet in diesem Zusammenhang allgemeine Bewertungskonzepte. Die oekonomische Saeule des nachhaltigen Bauens ist die Gesamtwirtschaftlichkeit ueber die Nutzungsdauer des Bauwerks (Life-Cycle-Costs) einschliesslich der Beruecksichtigung aller externen Kosten in Verbindung mit einem "Life-Cycle-Assessment" und einer Oekobilanz.

  • Availability:
  • Authors:
    • Haardt, P
    • Schmellekamp, C
  • Publication Date: 2011-10

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01445094
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Sep 11 2012 9:12AM