UNTERE GRENZEN DER MOBILITÄT

Mobilitaet - darunter die hier zur Diskussion stehende Verkehrsmobilitaet - gehoert zu den wichtigsten "gestaltenden Kraeften gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens." Mobilitaet ermoeglicht unter anderem die arbeitsteilige, grossraeumig verflochtene Wirtschaft, die Bildung attraktiver Konsumzentren, geographisch ausgedehnte Sozialbeziehungen, das Wohnen in naturnahem Umfeld, die Frequentierung von stadtfernen Erholungsgebieten. Ihr Vorteil drueckt sich, abstrakt gesagt, aus in - Distanz- und Raumgewinn - Zeitgewinn - Erlebnisgewinn - Freiheitsgewinn. Bei den ersten beiden Kategorien kann man von ZIEL-orientierter Mobilitaet sprechen; bei den letzteren beiden von WEG-orientierter Mobilitaet. Die vorliegende Arbeit, "Vorstudie" zu allenfalls aufzuziehenden groesseren Forschungsprojekten, versucht nun der Frage naeher zu kommen, wieviel Mobilitaet eine Gesellschaft wirklich braucht, beziehungsweise wo eben untere Grenzen der Mobilitaet liegen. Der Autor hat versucht, "Szenarien" einer Gesellschaft und Wirtschaft zu entwerfen, bei denen weniger Mobilitaet im Spiel ist. Sie reichen von einer hochtechnisierten Gesellschaft (welche physische Mobilitaet durch Telekommunikation substituieren kann) ueber eine neoaufgeklaerte Gesellschaft mit Verzichtbereitschaft bis zu Krisenszenarien, bei denen es angebots- oder nachfragebedingt automatisch weniger Mobilitaet gibt. Aus der Abweichung dieser Gesellschafts- und Wirtschafts-Bilder von den heutigen Verhaeltnissen und von der Zwanghaftigkeit solcher Entwicklungen kann der "Widerstand" abgeleitet werden, welcher einer Mobilitaetsreduktion entgegengebracht wuerde. Die Studie ist so angelegt, dass quasi aus dem Widerstand, von dem man vermutet, dass er einem bestimmten Mass und bestimmten Arten der Mobilitaetsbeschraenkung und des individuellen und kollektiven Verzichts entgegengebracht wird, auf die unteren Grenzen der Mobilitaet geschlossen wird. Eine Gruppe von Verkehrsfachleuten hat entsprechende Schaetzungen fuer die naechsten 20 Jahre vorgenommen: - Mit umwelttechnischen Massnahmen duerften rund 80 Prozent der heute vorhandenen Schadstoffemissionen (NOx) vermeidbar sein. - Anpassungen im Verhalten, aber noch ohne wesentliche Veraenderungen in der Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur, duerften von einerrund 40 prozentigen Mobilitaetsreduktion begleitet sein. - Die Substitution von motorisiertem Individualverkehr durch andere Mittel des Verkehrs und allgemeiner der Kommunikation duerfte, unter recht erheblichen Anstrengungen von Bevoelkerung und Wirtschaft, etwas ueber 20 Prozent zusaetzliche Mobilitaetsreduktion bringen. - Bei gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umstellungen groesseren Ausmasses schliesslich duerften weitere 10-15 Prozent Mobilitaetsreduktion moeglich sein. (Auszuege der Zusammenfassung des Autors). Dieser Bericht beendet die Forschungsarbeit, die im IDS-Erfassungsblatt Nummer 704086 beschrieben ist.

  • Corporate Authors:

    VEREINIGUNG SCHWEIZERISCHER STRASSENFACHLEUTE

    SEEFELDSTRASSE 9
    ZUERICH,   SUISSE  CH-8008
  • Authors:
    • Güller, Peter
    • Arend, Michal
    • BUSSET, T
    • EISENER, M
    • STOLZ, J
  • Publication Date: 1991-2

Language

  • German

Media Info

  • Pagination: 57S
  • Serial:
    • Issue Number: 211

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01253124
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Nov 20 2010 6:39AM