Sind aeltere Fahrer ein Sicherheitsproblem? Massnahmen und Perspektiven aus europaeischer Sicht

Die Rolle des Alters bei der Teilnahme am Strassenverkehr wird in 5 Abschnitten naeher erlaeutert. 1. Der Mythos, wonach aeltere Kraftfahrer eine besondere Risikogruppe darstellen: Da Fahren einerseits als Taetigkeit begriffen wird, die eine sehr hohe Qualifikation erfordert, andererseits die sensorischen und mentalen Funktionen im Alter abnehmen, wird haeufig erwartet, dass aeltere Fahrer ein hoeheres Unfallrisiko haben. Lediglich wenn man die Getoeteten und Verletzten auf die jeweilige Fahrleistung bezieht, haben Fahrer im Alter von 75 bis 79 Jahren ein hoeheres Unfallrisiko als die 20- bis 24-Jaehrigen, Fahrer ueber 80 Jahre ein hoeheres Unfallrisiko als die 16- bis 19-Jaehrigen. Dies zeigt die US-Unfallstatistik. Aeltere Fahrer kommen auch deshalb oefter in der Statistik vor, weil sie gebrechlich sind und sich leichter verletzen, auch toedlich. Einfluss auf das Unfallrisiko hat auch die jaehrliche Fahrleistung. Junge Fahrer mit geringer jaehrlicher Fahrleistung haben ein weitaus hoeheres Unfallrisiko als aeltere Fahrer mit vergleichbarer Fahrleistung. Erst bei jenen, die mehr als 14.000 Kilometer jaehrlich fahren, ergibt sich fuer Fahrer ueber 65 Jahre eine erhoehte Unfallbeteiligung. Die Verkehrsunfaelle aelterer Fahrer unterscheiden sich von jenen anderer Gruppen. Sie verungluecken einerseits haeufiger in komplexen Situationen, vermeiden jedoch andererseits Unfaelle durch sicherheitsorientiertes Fahren. 2. Kompensation alterungsbedingter Defizite: Das sichere Fuehren eines Kfz erfordert keine besondere Leistungsfaehigkeit und ist durch Fahrpraxis hochgradig automatisierbar. Sicheres Verhalten im Strassenverkehr ist durch das fruehzeitige Vermeiden von kritischen Situationen charakterisiert. Deshalb ist es moeglich, dass aeltere Fahrer ihre Defizite in sehr hohem Mass kompensieren koennen. 3. Sicherheit und Mobilitaet: Verkehr und Alter sind unter dem Gesichtspunkt der oeffentlichen Gesundheit zu sehen. Ein inadaequates Verkehrssystem gefaehrdet die Gesundheit aelterer Buerger durch Verkehrsunfaelle und die Einschraenkung der Mobilitaet. 4. Selektion als Sicherheitsmassnahme: Selektionsmassnahmen fuer aeltere Fahrer scheinen nur bei jenen, die als Berufskraftfahrer taetig sein wollen, und bei jenen, bei denen Defizite offensichtlich sind, also bei schweren Erkrankungen wie Depressionen, Diabetes, Alzheimer oder Psychosen, gerechtfertigt. 5. Gegenwaertiger Diskussionsstand innerhalb der EU: Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass Mobilitaet ausser Haus und oeffentliche Gesundheit besonders fuer die aelteren Menschen in engem Zusammenhang stehen. Zur Erhoehung der Verkehrssicherheit ist es notwendig, eine adaequate Verkehrsumwelt fuer sie zu schaffen, anstatt Einzelmassnahmen wie Selektion oder Fernhalten vom Strassenverkehr zu ergreifen. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD D353649. (KfV/A)

Language

  • German

Media Info

Subject/Index Terms

Filing Info

  • Accession Number: 01180754
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV)
  • ISBN: 3-9502010-1-7
  • Files: ITRD
  • Created Date: Oct 7 2010 10:06AM