Anprall von Pkw unter grossen Winkeln gegen Fahrzeugrueckhaltesysteme

Strassenseitige Fahrzeug-Rueckhaltesysteme haben entsprechend der Richtlinie fuer passiven Schutz an Strassen durch Fahrzeug-Rueckhaltesysteme (RPS) die Aufgabe, die Folgen von Verkehrsunfaellen so gering wie moeglich zu halten. Sie kommen dabei sowohl zum Schutz unbeteiligter Personen, des Gegenverkehrs bei zweibahnigen Strassen sowie schutzbeduerftiger Bereiche neben der Strasse als auch zum Schutz der Fahrzeuginsassen vor schweren Folgen infolge Abkommens von der Fahrbahn zum Einsatz. Vor dem Einsatz der unterschiedlichen Systeme muss die Wirksamkeit des jeweiligen Systems fuer den entsprechenden Anwendungsfall nachgewiesen werden. Dabei regeln die RPS, welche Anforderungen an welchen oertlichen Gegebenheiten erfuellt sein muessen. In DIN EN 1317 sind die zugehoerigen Pruefverfahren beschrieben. Da ein normiertes Pruefverfahren nicht alle real auftretenden Unfallszenarien abdecken kann, stellte sich die Frage, wie sich Stahlschutzplanken und Betonschutzwaende beim grosswinkligen Anprall kleiner und leichter Fahrzeuge verhalten und wie es um die Insassensicherheit bestellt ist. Eine im Rahmen des resultierenden Forschungsprojektes durchgefuehrte Analyse des Unfallgeschehens ergab fuer das Jahr 2007 die Zahl von 25.038 polizeilich registrierten Unfaellen mit Anprall gegen eine Schutzeinrichtung. Angaben zu Anprallwinkel, Kollisionsgeschwindigkeit und Fahrzeugmasse koennen der Statistik des Statistischen Bundesamtes nicht entnommen werden. Fuer die In-depth-Analyse wurden daher 69 Unfallgutachten zu Kollisionen mit grossem Anprallwinkel (groesser/gleich 25 Grad) aus der DEKRA-Unfalldatenbank herangezogen. Der Schwerpunkt wurde dabei auf 39 Unfaelle gelegt, die sich auf Bundesautobahnen ereignet hatten. Mit zunehmendem Anprallwinkel nahm die Unfallhaeufigkeit ab. Der groesste Winkel lag bei 60 Grad. Die Masse der anprallenden Fahrzeuge lag zwischen 750 kg und 1.935 kg. Auffaellig war die Haeufung von Schleuderunfaellen. In 29 Faellen kam es zu einem prekollisionaeren Schleudervorgang. Die Analyse des Unfallgeschehens hat so gezeigt, dass Anpralle gegen passive Schutzeinrichtungen auf Bundesautobahnen mit zunehmendem Anprallwinkel seltener werden und dass der in der Norm fuer die Systempruefung geforderte Maximalwinkel von 20 Grad das Gesamtunfallgeschehen sehr gut abdeckt. Auf Basis der gewonnenen Ergebnisse erfolgte die Festlegung einer Crash-Test-Konfiguration zur Erlangung von Erkenntnissen ueber die Insassensicherheit bei grosswinkligen Anprallen. Dabei wurde als Grundlage der Anprallversuch TB 11 verwendet, wobei der Anprallwinkel von 20 Grad auf 45 Grad erhoeht wurde. Die Kollisionsgeschwindigkeit von 100 km/h sowie die Fahrzeugmasse von 900 kg blieben unveraendert. Die Anpralltests erfolgten gegen eine simulierte Ortbetonwand sowie gegen eine Stahlschutzplanke vom Typ Super-Rail(R). Die Versuchsfahrzeuge waren typgleich mit den Modellen, die fuer die urspruengliche TB-11-Pruefung der Systeme verwendet wurden. Die Versuche haben gezeigt, dass beide Systeme die Rueckhaltung der anprallenden Fahrzeuge sicher gewaehrleisteten. Fuer die Fahrer beider Fahrzeuge haette aber keine Ueberlebenschance bestanden. Ueber das Schutzniveau der Fahrzeuginsassen entscheiden bei derartigen Anprallkonstellationen letztendlich das Niveau der passiven Sicherheit der anprallenden Fahrzeuge sowie das Energieabsorptionsvermoegen der die Fahrgastzelle umschliessenden Strukturen. (A) Bericht zum Forschungsprojekt 82.337/2007 (ITRD-Nummer D708463) der Bundesanstalt fuer Strassenwesen. Titel in Englisch: Large angle impacts of passenger cars against road side barriers. The ENGLISH ABSTRACT is available at http://www.bast.de.

Language

  • German

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  • Accession Number: 01335837
  • Record Type: Publication
  • Source Agency: Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Files: ITRD
  • Created Date: Apr 15 2011 1:39PM